Sonntag, 17. September 2017

Que Deus nos abençoe e nos proteja

Ich glaube nicht an Gott im herkömmlichen Sinne, ich glaube noch nicht mal an Zufälle oder Schicksal. Ich denke, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, was er tut oder wie es ihm geht. Geht nicht, gibt es nicht, egal wie ausweglos die Situation scheint. Das ist meine Meinung. Und auch, wenn ich manchmal kurz davor bin alles hinzuwerfen und aufzugeben, habe ich es dennoch nie gemacht, weil es immer einen Weg hinaus gab.

Ich denke aber, dass manche Menschen Gott, das Schicksal oder Zufälle brauchen um für ihre Sorgen oder Ängste jemandem die Schuld geben zu können. Weil es sie erleichtert und ihr Versagen so nicht ganz bei ihnen liegt. Aus diesem Grund wird Gott von mir toleriert. Es dient etwas meiner Meinung nach nicht Existentes als Abladestelle für Sorgen, Ängste, Nöte oder einfach Verzweiflung.

Ich glaube, viele ältere Menschen besuchen die Kirche, weil es der einzige Platz ist, an dem sie noch unter Leute kommen. Vielleicht sind die Freunde schon verstorben, vielleicht kümmert sich die Familie nicht um sie, vielleicht sind sie aus irgendwelchen Gründen alleine und es gibt niemanden, der ihnen zuhört. Doch in der Kirche gibt es Gott, ein großes Bild einer übersinnlichen Person, die dir helfen könnte. Und so sitzen sie leise in ihren Bänken und denken ihr Sorgen vor sich hin, um sie los zu werden. Im Grunde ist es nichts anderes als das, was ich hier niederschreibe. Im Grunde ist es einfach das Aussprechen der eigenen Probleme um damit abzuschließen. Ich denke, das ist sehr wichtig um selbst damit klar zu kommen. Sobald ich auf veröffentlichen drücke, sind sie weg und damit meine ich nicht, dass ich etwas vergesse, sondern, dass ich aus einer Sache gelernt habe, vielleicht etwas verstanden oder verarbeitet habe, wieder darüber reden kann ohne zu weinen. Ich begieße oft schwierige Themen noch einmal mit Tränen und dann sind sie in dem Sinne für mich erledigt, weil ich einen Weg gefunden habe damit klar zu kommen. Ich will nicht bewertet werden, von jemandem, der meine Probleme nicht nachvollziehen kann. Ich möchte noch nicht einmal Ratschläge, ich möchte sie loswerden... Manchmal möchte ich einfach, dass jemand zuhört und sagt, alles wird wieder gut... Das wäre die Idealversion.

Ich habe eine Kollegin, die steht regelmäßig bei mir im Büro und weint. Nicht nur ein bisschen, es kullern dicke Tränen über ihre Wangen und es erscheint ihr in dem Moment auswegslos. Ich wusste am Anfang nicht damit umzugehen. Ich mag es nicht, wenn jemand weint. Ich bin aus irgendwelchen Gründen gezwungen diese Menschen zu trösten, über die Schulter zu streicheln, zu sagen, dass alles wieder gut wird oder sie einfach wortlos in die Arme zu nehmen. Ich hasse es Menschen leiden zu sehen. Ich kann in Filmen Blut oder abgehackte Arme sehen, Operationen sind kein Problem, aber ich hasse es Menschen leiden zu sehen, Menschen weinen zu sehen. Aber diese Kollegin wehrt alle meine Trösteversuche ab, sie nimmt nicht mal ein Taschentuch. Ich war eine ganze Zeit mit der Situation überfordert bis ich verstanden habe, dass sie nur jemanden braucht, der ihr zuhört, dass es einmal um sie geht und nicht um die Kunden, der vermasselte Auftrag oder die Fehler. Und seitdem halte ich einfach meinen Mund und höre mir das an und ihr geht es dadurch besser.

Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wer wie behandelt werden will und ob jemand meine Tipps und Ratschläge wirklich hören will. Ich denke jedoch, dass jeder mal ein offenes Ohr braucht, denn zu mir kommen immer wieder Leute, die erzählen, was sie bedrückt. Im Religionsunterricht gab es in 13 Jahren Schule eine wichtige Erkenntnis. Das war etwa in der 11. Klasse. "Damals in der 7. Klasse habt ihr alle Gott malen müssen. Da habt ihr alle eine Person gemalt... Wenn ihr es heute machen müsstet, was würdet ihr malen?" und einer hob einen weißen Zettel hoch und sagte nichts dazu. Der Lehrer nickte. Gott ist keine Person. Das, was viele in Gott suchen, ist in jedem von uns, in der Luft, in der Umgebung. Gott ist vielleicht ein Sinnbild, was wir brauchen um unsere Sorgen los zu werden, in welcher Form auch immer sich das dann darstellt.

Que Deus nos abençoe e nos proteja
Wir sollten aufmerksamer unseren Mitmenschen gegenübertreten, denn ein Mensch kann nur bedingt seine Sorgen und Ängste mit sich tragen. Und manchmal reicht es einfach jemandem zuzuhören oder ihn an die Hand zu nehmen, damit alles gut wird.

Muchas gracias a una persona especial =)
Hay más tiempo contigo que con mi amigo XD

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