Donnerstag, 16. November 2017

No(r)way or 1035 km till happy end - I want a soldier

It started like one of these normal conversations...

... die ich anfange, wenn ich Ablenkung brauche und meist lerne ich dann die besten Leute kennen. Ich hab also gelabert wie immer und ich hab alles erzählt, was mir so einfiel... Ich gehe jetzt zu Dates, ich schminke mich, ich mache, was weiss ich was alles. Und er hat mir immer viel Spass gewünscht und mir erzählt wie hübsch ich aussehe. Er hat danach gefragt, wie es gelaufen ist und musste mich in der Regel trösten, weil es nicht so gelaufen ist, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich konnte ihn mit allen meinen Männerproblemem belästigen und er war nie eifersüchtig, war nie beleidigt und hat mir sogar Tipps gegeben. Irgendwie ist er wie der beste Freund, den ich nie hatte...

Es ist wie ein Adventskalender, bei dem du jeden Tag ein Türchen öffnest und eine neue Überraschung zurm Vorschein kommt und alles, was du sagst ist großartig. Jeden Tag kommt dein "Guten Morgen Kleines", wir gehen oft zusammen ins Bett und verabschieden uns, wünschen uns eine gute Nacht. Es gibt da nur einen Fehler. Wir liegen in getrennten Betten. Du erzählst mir, wie du mich in die Arme nehmen würdest und ich träume davon, wie schön sich das anfühlt, während ich mich in die Decke kuschel. Wenn ich morgens die Augen öffne, bist du nicht da. Klar, das sind Worte, am Ende zählen die Taten. Aber ich würde alles, was ich schreibe, gerne mit dir / für dich tun. Alle anderen Männer, die ich zur gleichen Zeit kennen gelernt habe, haben schon lange ihr Glück wie beim Roulette versucht. Alle sind gescheitert. Aber warum fragst du nicht? Du bist der Einzige, den ich wirklich kennen lernen will...

Irgendwann ist die Neugier zu groß und ich muss selbst nachfragen, warum das hier nicht den nächsten Schritt geht. Ich hätte schon lange gefragt, schreibt er, aber ich bin gerade nicht in Deutschland. - wie lange bist du weg? - 11 Wochen! Ich rechne die 11 Wochen kurz hoch. Das ist Weihnachten. Entweder wird es ein wundervolles Weihnachtsgeschenk oder es ist eine Menge heisse Luft, die dann verpufft. Das heisst dann jetzt wohl warten, beschließe ich für mich... Ich bin den ganzen Abend ganz schön down. Warum suche ich mir immer das aus, was gerade nicht möglich ist?


Norway - no way to get there...

Freitag, 27. Oktober 2017

Sonntag, 8. Oktober 2017

Was ist das mit uns?

Ich sitze schon eine Weile hier und starre auf die leere Seite. Mir gehen so viele Dinge durch den Kopf. Ich krieg seit gestern Mittag keinen Bissen runter. Es wird Zeit, dass ich einfach mal ein paar Dinge los werde. Ich fange einfach mal an.

Ich mag es gar nicht sagen, aber mir geht es nicht gut. Wie soll ich sagen, mir ging es auf einmal auch nicht mehr gut. Wir waren vor 20 Minuten verabredet und ich saß aufgetakelt auf dem Sofa und habe auf dich gewartet. Ich hätte damals schon merken müssen, wie wenig es dir bedeutet. Aber das habe ich nicht, weil ich jede verdammte Lüge geglaubt habe. Ich hab dich meinen Freunden vorgestellt, du hast den perfekten Freund gespielt. Es dauert manchmal eine Zeit bis man das Spiel durchschaut, weil man von deiner äußeren Erscheinung geblendet ist. Und wenn man die Schauspielerei und das gekünstelte Auftreten wegnimmt, was bleibt dann noch? Ich sehe einen kleinen enttäuschten Jungen...

Wir haben uns mein Bett geteilt, wir sind zusammen ausgegangen, ich habe so viel Zeit für dich investiert um mich mit Dingen zu beschäftigen, die dir gefallen haben, weil ich es einfach verstehen wollte, weil ich wirklich ernstes Interesse hatte. Es war alles verschwendetet Zeit. Du hast gesagt, ich hätte keine Ziele. Ich habe dir meine Ziele nicht erzählt, weil ich Angst hatte, meine Ziele passen nicht in dein Leben. Das tun sie ganz offensichtlich auch nicht. Du hast mir gesagt, ich hätte Angst. Ja, das habe ich, das gebe ich offen und ehrlich zu. Ich habe vor vielen Dingen Angst und du hast dich über mich lustig gemacht. Aber es gibt eine Sache vor der du Angst hast, aber ich nicht und das ist die Wahrheit! Denn, wenn es nicht so wäre, warum hast du nicht beim ersten Mal fragen die Wahrheit gesagt?

Okay, dachte ich mir, du musst jetzt etwas nettes hören, du hast ewig nichts nettes zu mir gesagt. Die Momente, wo du mich für mein Aussehen oder irgendwas gelobt hat, sind viel zu lange her... und dann hat er mich angeschrieben. Wir haben uns den ganzen Nachmittag unterhalten und am Abend die Nummern getauscht. Mir war es egal, was du darüber denkst. Du warst nicht da, als ich dich gebraucht habe und er hat mich seitdem nicht mehr alleine gelassen, egal, wie zickig ich war, egal, wie schlecht es mir ging, egal, wie viel ich genörgelt habe. Er ist das, was ich in dir gesucht aber nicht gefunden habe. Das, was du vorgabst zu sein, aber leider nicht bist. Er hat mir Urlaubsfotos geschickt, er hat mir das "Guten Morgen" geschrieben, was ich bei dir vermisst habe, ich wusste, wo er ist, was er macht, ich wusste alles und was viel schöner war, er hat das alles alleine mitgeteilt - ohne, dass ich betteln musste.

Ich hab ihn dir als Kumpel verkauft, wenn er geschrieben hat, wenn wir uns gesehen haben. Es war dir egal, wie dir alles an mir egal war. Ich hab mich unwohl gefühlt, aber ich hab mich mit ihm getroffen. Die Neugier war zu groß. Es war ein wunderschöner Abend und auf einmal hatte ich gute Laune bei jeder seiner Nachrichten, bei jedem netten Wort, was er geschrieben hat. Ich hätte gehen sollen und das erwiedern sollen, was mich glücklich gemacht hat. Aber ich hatte eine Rechnung mit dir offen. Ich wollte die verdammte Antwort auf meine Frage! Was ist das mit uns? Ich will, dass du das aussprichst, wovor du dich drückst, damit ich damit einen sauberen Abschluss kriege...

Ich mache auf dich keinen lebensbejahenden Eindruck, ich bin den ganzen Tag megamaulig, ich habe kein Feuer... keine Energie... keinen inneren Antrieb... keine Leidenschaft... das ist das wiederlichste, was jemand jemals zu mir gesagt hat! Und es ist mir egal, weil du bist nur eine Meinung von mehrern Millionen, du bist nichts besonderes. Schön zu hören, oder? Jetzt weisst du, wie ich mich gefühlt habe, wenn du das zu mir gesagt hast... Du wärst gerne etwas besonderes, aber besondere Menschen sagen sowas nicht über andere Menschen. Es interessiert sowieso niemanden, was du sagst! Das weiss ich jetzt, aber ich brauchte einige Zeit um das zu verstehen! Du sagst über dich selbst du magst Menschen. Menschen, die andere Menschen mögen, machen sowas nicht, sie helfen den Menschen das zu sein, was sie gerne sein wollen. Du weisst nicht, was ich tolle finde? Wofür ich brenne? Du hast nie zugehört!

Ich nehm dir das nicht übel, ich kann verstehen, dass jemand wie du mein perfektes Leben nicht versteht, weil du in deinem Perfektionismus Zufriedenheit nicht kennst. Perfekt liegt immer im Auge des Betrachters. Es gibt aber eine Sache, die ich dir wirklich übel nehme und das ist, dass du mich wieder zurück in meine Schutzmauern gestoßen, gar getreten hast, denn das hat mir womöglich die beste Begegnung kaputt gemacht, die ich die letzten Jahre hatte mit einem Menschen, der die positive Ausstrahlung hat, die du dir wünschst, der Menschen damit so mitreißen kann ohne dafür irgendwelche Aufwände zu betreiben, weil er einfach er selbst ist. Der mich glücklich gemacht hat durch bloße Anwesenheit. Und ich? Ich hab verzweifelt versucht mich selbst aus den Trümmern meiner eigenen Mauer zu graben anstatt einfach seine Hand zu nehmen, weil ich nicht wollte, dass er den Schaden repariert, den du verursacht hast...

Und jetzt? Jetzt ist es vorbei, noch bevor richtig etwas da war. Ich vermisse das rumalbern auf dem Sofa, zusammen Musik hören, stundenlang nebeneinander zu liegen und sich zu unterhalten. Kraulen, streicheln, in die Augen schauen, die Haare aus dem Gesicht streichen. Ich möchte wieder vorm Restaurant stehen und ihn in den Arm nehmen, wenn das Licht ausgeht. Ich will ihn nicht mehr loslassen. Ich möchte nachts wach liegen, weil ich mich nicht von ihm trennen kann. Ich will, dass mir wieder das Handy ins Gesicht fällt, weil ich kaum die Augen aufhalten kann, aber unbedingt noch seine Antwort abwarten will. Ich will bei jeder Nachricht lächeln müssen und ich will, dass mich die Kollegen wieder fragen, warum ich so grinse. Ich will, dass du noch einmal mein Kinn hochhebst und mich küsst und in diesem Moment die Welt für einen Moment stehen bleibt.

Manchmal braucht man zu lange um wieder aufzustehen, aber wenn ich ihn frage, was ist das mit uns. Dann bekomme ich eine ehrliche Antwort. "Ich spiele nicht mit deinen (Gefühlen) und bin mir meiner leider nicht sicher"

Samstag, 7. Oktober 2017

Freitag, 29. September 2017

That's what's really perfect

In einer Welt, in der alle perfekt sein wollen, beeindruckt nichts mehr, als ein Mensch der aufsteht und sagt: „Tut mir leid. Mein Fehler!“

Dienstag, 26. September 2017

Dankeschön ;)

Ein ganz großes Dankeschön an einen wunderbaren Menschen

... für's immer wieder trösten,
... aus Löchern raus ziehen,
... für die viele Zeit, die du für mich übrig hast
... und all die netten Dinge, die du zu mir sagst :)
... für die getippten Wörter
... und noch mehr für die gesprochenen
... für die vielen Einladungen zum Essen
... dafür, dass du mich zu einem besseren Menschen machst
... meine Stimmungsschwankungen erträgst
... dafür, dass ich so viel Zeit bekomme, wie ich brauche
... für Küsse, Schläge und Tür ;)
... für's zurückziehen am Türrahmen
... für's nicht gehen lassen wollen :*
... "Also ich würde am liebsten versuchen, dein letzter Eintrag zu sein 😉"

Wisst ihr, warum Beziehungen heutzutage nicht mehr funktionieren?

Männer benutzen Liebe um an Sex ranzukommen und Frauen benutzen Sex um an Liebe ranzukommen.

Samstag, 23. September 2017

Weil ich nicht wie du werden will...

Wir lernen ein Leben lang. Wir lernen aus eigenen Erfahrungen, aus Erzählungen anderer, jeden Tag, jede Minuten. Wir haben Vorbilder, die einen Status erreicht haben, den wir möchten. So manch einer möchte reich sein wie Mark Zuckerberg, hübsch wie Heidi Klum oder klug wie Einstein. Was auch immer es ist, was uns so fasziniert. Wir eifern einem Vorbild nach. Andere Vorbilder werden uns von der Natur gegeben und wir können sie uns nicht aussuchen, wie zum Beispiel unsere Eltern. Sie sollten Vorbild sein, aber nicht alle Eltern können das. Manche sind selbst noch Kind, andere sind durch Krankheit nicht in der Lage für ihr Kind zu sorgen, es sterben jeden Tag viel zu früh Mamas und Papas. Aber es gibt auch Eltern, die sich die Wichtigkeit ihrer Aufgabe nicht bewusst sind oder es aus eigenen Erfahrungen einfach nicht können.

Mein Vater hat gesoffen, er hat mich angebrüllt, er hat mich rausgeworfen mit meinen Brüdern, wenn er zu voll war. Er hat Mama weh getan, glaube ich, sagt sie. Meine Mama hat gesoffen, sie hat mich angebrüllt, hätte mich wohl am liebsten auch vor die Tür gesetzt, wenn sie zu voll war, hat dann aber lieber selbst Reißaus genommen, denke ich. Man sieht, das Kind lernt von den Eltern. Ich glaube nicht, dass sie ihren Vater jemals als Vorbild gesehen hat aber man macht in der Regel das nach, was man irgendwann mal vorgelebt bekam, wenn man als Kind noch nicht entscheiden konnte, was richtig und was falsch war. Da kann es auch schon vorkommen, dass eine Sache, die ansich einfach nur furchtbar ist, zu etwas normalen wird, weil man sie leicht runterspielen kann.

Ich hatte kein Vorbild als ich es am meisten gebraucht habe. Meine Eltern waren in meiner Jugend fast durchgängig in einer Krise, was letztendlich auf die Aussetzer meiner Mama zurück zu führen war. Mein Papa versuchte, so gut es eben geht, das Loch zu stopfen und uns Kinder, davon fern zu halten. Aber wenn ich es im Nachhein betrachte, hat alles Bemühen nicht geholfen. Wir leiden alle daruter, der eine mehr, der andere weniger. Ich will nicht über meine Geschwister urteilen, die müssen selbst mit ihrer Situation zurecht kommen, denn Hilfe ist bei uns nicht gewünscht. Hilfe ist auch etwas, was wir nie richtig gelernt haben, weder sie zu geben noch sie anzunehmen, genauso wenig wie das ausdrücken positiver Gefühle.

Ich habe diverse Angewohnheiten, die meine Umwelt denken lassen, ich wäre schlecht drauf, was nicht der Fall ist. Das sind dumme Angewohnheiten, die ich aber nicht so schnell los werde, weil sie sich über Jahre festgesetzt haben. Ich bin aber kein Einzelfall, ich beobachte das bei einigen meiner Mitmenschen. Eine dumme Angewohnheit meiner Eltern war es, alles erst einmal schlecht zu machen und das kann ich jetzt auch super, ich sehe überall die Katastrophen, auch, wenn da keine sind. Dann male ich mir einfach aus, was passieren könnte. Ganz stolz bin ich damals mit meinem Abizeugnis nach Hause gekommen und was sagen meine Eltern: "Hätte ja besser sein können". Ich war so enttäuscht. Meine Freundin, die noch viel schlechter war als ich und es gerade geschafft hatte, wurde von ihrer Mama mit einem großen Blumenstrauß an der Schule abgeholt, umarmt, geküsst und sie hat ihr gratuliert. Das einzige, was meine Mama später in einer ruhigen Minute sagte, war: du weisst, dass wir stolz auf dich sind, dass du das geschafft hast... Da saß die Enttäuschung schon viel zu tief... Ja, ich weiss es, aber man sagt es mir nicht und manchmal muss man hören, dass man etwas gut gemacht hat. Ich habe angefangen mich selbst zu loben, weil man das, was man am häufigsten über sich hört irgendwann anfängt zu glauben. Und wenn das Selbstbewusstsein aus welchen Gründen auch immer einmal am Boden ist, braucht man eine ganze Weile um es wieder aufzubauen.

Ich erinnere mich nicht, dass sich meine Eltern jemals richtig vor uns Kindern geküsst hätten. Sie haben sich eher gegenseitig veralbert und genau das mache ich heute auch, wenn mir eine Situation zu emotional wird, wenn mir jemand zu lange zu nahe kommt. Ich habe ein ziemlich großes Problem irgendwelche Gefühle auszudrücken, weil ich Angst habe, etwas falsch zu machen. Angst, das ist das, was entsteht, wenn man diese Vorbilder nicht hat, weil man nicht weiß, wie etwas richtig ist. Wenn ich heute mit meiner Mama vor dem Fernseher sitze und im Fernsehen sind zwei Personen, die sich küssen, schaltet meine Mama weg oder sagt etwas wie "Ih, das will doch keiner sehen" Moment... das will keiner sehen? Doch, ich will es, weil es das ist, was mir fehlt, ganz extrem fehlt, weil ich nicht, weiss, wie ich den ersten Schritt dahin mache und wie ich das festhalte, was die dort haben. Ich hab es vor ein paar Monaten mal so erklärt: Ich kann gut mit mir machen lassen, aber ich kann nicht den ersten Schritt dahin machen.

Ich habe eine ganze Menge unausgesprochener Gefühle in mir. Eins davon ist Liebe. Ich nehm Liebe als Beispiel, weil es mir am schwersten fällt. Als ich 16 war, waren wir auf eine dieser Parties, die regelmäßig stattfanden und es war jemand da, den ich ewig und noch ein bischen länger gut fand. Ich bin mutig, also bin ich hinterher als er raus ist und hab ihm erzählt, wie gerne ich ihn mag. Er hat nichts gesagt und sich umgedreht und ist gegangen. Ich habe Liebesbriefe geschrieben, ich habe versucht besonders nett zu bestimmten Personen zu sein, damit sie mich bemerken. Ich habe gelächelt, ich hab mich aufgetüdelt, ich hab die ganzen ätzenden Dinge getan, die Frauen tun, wenn sie auf sich aufmerksam machen wollen, inkl.  diesem ätzenden Gelächter und Augen zwinkern. Es half nichts, ich blieb alleine. Ich habe damals nächtelang Zuhause geweint, weil ich die einzige im Freundeskreis war, die alleine war und ich konnte nicht verstehen warum. Ich glaube die Frage nach dem warum war schon vollkommen falsch. Die Frage wäre eher gewesen, wie werde ich die Angst vor dem ewig alleine sein los...

Die erste Beziehung oder überhaupt den ersten Kontakt mit irgendwelchen Männern hatte ich mit etwa 20. Es war eine Zweckbeziehung, die nur dem Zweck diente nicht mehr alleine zu sein. Vollkommen falsch angegangen, vollkommen falsch ausgeführt, aber das hatte ich von meinen Eltern gelernt, die blieben zusammen, auch, wenn zwischenzeitlich eine Trennung die bessere Wahl gewesen wäre. Da hatte eben auch keiner Lust einen neuen Partner zu suchen. Bei der zweiten Beziehung hatte ich finanzielle Sicherung als Motivation. Auch wieder vollkommen falsch angegangen und vollkommen falsch ausgeführt. Es scheiterte, als eine echte Bindung immer mehr Diskussionsthema wurde. Danach lernte ich, was wirklich Liebe ist. Auch, wenn er mir unheimlich weh getan hat, denke ich, dass es die wichtigste Erfahrung in meinem Leben war, denn ich wollte nichts anderes, als dass es ihm gut geht. Ich denke, das ist ein wichtiger Teil, der die Liebe ausmacht.

 Meine Mama beschimpft jeden Mann, der mich oder meine Schwester verletzt oder abserviert hat als Arschloch. Ich bevorzuge es, dass sie mir irgendwann einfach egal sind. Ich denke, dass egal die höchste aller Phasen ist, in denen man etwas verarbeiten kann. Egal ist schlimmer als Hass, denn bei Hass hast du definitiv noch Gefühle, wenn auch negative. Ich denke, dass meine Art der Bewältigung mit solchen Themen besser ist als ihre. Sie redet sich jedes Mal in Rage. Sie schließt niemals damit ab. Genauso wenig wie sie mit dem Tod ihrer Mutter abschließen kann. Und deshalb kommen die Depressionen wenn sie alleine ist. Sie hat Angst nicht geliebt zu werden - genau wie ich - "Wenn ich sterbe, interessiert das doch keinen sagt sie." Doch, antworte ich, ich bin da und mich interessiert es.
Sie hat Angst etwas nicht zu können - genau wie ich - und sie sagt zu mir: "Das brauchst du gar nicht versuchen, das schaffst du eh nicht" und dann schaffe ich es doch. Sie hat Angst abgelehnt zu werden  - genau wie ich - und sagt über ihren Mann, er sei nur noch mit ihr zusammen, weil er zu faul ist sich eine andere Frau zu suchen. Sie weiss nicht, wie oft Papa zu mir sagt, wenn es ihr nicht gut geht, wenn ich vorsichtig mit ihr umgehen soll. Wie kann man über einen Mann, der sowohl die ganzen vielen schlechten Zeiten mit dir durchgestanden hat, Krankheiten überlebt hat, Kinder zur Welt gebracht hat und die Familie seitdem alleine ernährt, sagen, dass man sich nicht geliebt fühlt. Sie führt eine Leben, wovon andere Menschen träumen. Es ist immer genug essen da, er legt ihr jeden Morgen Geld auf den Tisch, damit sie wieder shoppen kann. Die Schränke platzen aus allen Nähten. Aber sie bekommt das Geld, weil er weiss, dass sie dann abgelenkt ist und nicht weint oder in Depressionen erstickt. Ich glaube, er ist überfordert und weiss sich nicht richtig zu helfen. Alles, was er tun kann, ist sie zu den Ärzten zu begleiten und zu hoffen, dass alles gut wird.

Papa kommt in die Küche. Mama steht auf: Na Atzi, kommst du wieder stänkern? sagt sie. Dann steht sie auf und springt übertrieben albern in der Küche rum und versucht unter grellem Gelächter ihn zum mithampeln und tanzen zu bringen. Geh weg, murmelt er und schiebt sie weg. Wahrscheinlich ist das deren Art geworden "Hallo Schatz, wie geht es dir" zu sagen. Es ist bemitleidenswert anzusehen. Ich lächel aus Höflichkeit.

Als ich 15 oder 16 war, stand ich meiner Mama gegenüber. Sie schaute mich an und ich schaute in ihre vom Alkohol aufgequollenen Augen. "... weil ich nicht so werden will wie du..." habe ich gesagt. Und das möchte ich immer noch nicht!

Mittwoch, 20. September 2017

Walls


Wir hatten bereits ein paar nette Dates. Ich stehe nachts um 02:00 Uhr auf um ihn an einer vereinbarten Stelle abzuholen und wir tun auch als wir bei mir sind alles andere als Schlafen. Wie kann ich das je wieder gut machen, fragt er, ich weiß, ich koche für dich. Der nächste Tag ist für mich die Hölle. Ich schaffe es kaum die Augen auf zu halten und es ist unfair zu wissen, dass er jetzt schön pennt. Als ich Zuhause bin, falle ich totmüde aufs Sofa und schlafe sofort ein. Er hat nicht gekocht, das waren nur leere Versprechungen, er ist nicht mal Zuhause. Handy klingelt, er ruft an. Lass in die Sauna, sagt er. Ich kann nicht, ich bin zu müde, entgegne ich. Okay, dann geh ich alleine, sagt er, legt auf und dann höre ich stundenlang nichts von ihm. Forgiven chance, denke ich, wieder nicht beim ersten Mal gehandelt und du hast bei ihm nur die eine Chance. Take it or leave it. Ich entscheide auf "Take it" und erzähle ihm noch am gleichen Abend, was in mir vorgeht, wie ich denke, was ich fühle. "Das sollten wir möglich machen, wenn wir beide das so mögen. Unsere zartesten Gefühle und schmutzigsten Gedanken ausleben, du bist eine Inspiration in vielen Bereichen. das hätte ich nicht auf den ersten Blick vermutet .." sagt er und wir lassen offen, wie das mit uns weiter geht.

Ich kuschel mich in seinen Arm. Deshalb kann ich jetzt auch sagen, sagt er und stockt dann kurz: Ich liebe dich. Mir schießen in dem Moment tausend Dinge durch den Kopf, aber ich kann darauf nicht antworten. Ich krieg gerade kein Wort über die Lippen. Du hast mich sprachlos gemacht, denke ich, das hat vor dir noch niemand geschafft. Ich war noch nie so fasziniert von einer Person, so begeistert von jedem Schritt, den sie tut, jedes Wort, was sie sagt. Doch genauso euphorisch, wie seine Liebesbekundungen auf mich einprasseln, so schnell ist er auch wieder weg und ich höre nichts mehr von ihm. "hab wohl bedenken dich zu verletzen.. aber dass ich dich sehr mag und die Zeit mit dir genieße weißt du ja bereits:).." ist eines der letzten Dinge, die ich von ihm lese. Du hast mich bereits verletzt, mit mir gespielt und sämtliche Gefühle durch den Dreck gezogen, du hast mir das vorgelogen, was ich hören wollte, mir versprochen, wonach ich mich sehnte, wir haben die Anzahl unserer Kinder diskutiert, du hast mich aus meiner Sicherheitszone geholt und mich dann elendig zu Grunde gehen lassen. Nichts anderes. Ich weiss seitdem wie sehr Liebe weh tun kann, auch, wenn sie noch ganz klein ist und ich hab mir geschworen nie wieder jemandem die Chance zu geben mich so zu verletzen.

Und da sitze ich nun in einer hübschen Hülle aus Selbstbewusstsein, Schlagfertigkeit und einer Prise Humor. Ein hübsches Bild von aussen, aber leider unmöglich nach innen zu schauen. Es ist wie das Bild des Clown, der nach aussen lacht, aber innen weint. Ich habe mir einen Schutzwall gebaut. Ich greife eher an, um gar nicht erst in die Verteidigerposition zu kommen. Meine Verteigung ist nicht gut, sie ist ehrlich gesagt ziemlich schlecht. Ich reagiere auf jedes nette Wort, auf jede Berühung, jeder Blick. Ich sehne mich nach einer intakten Beziehung, die mich aus den Schutzmauern holt, weil ich die dann nicht mehr brauche. Jemand, der mir die Hand gibt und mich mit einem Ruck raus zieht. Ich habe gelesen, es gibt Menschen, für die ist Liebe so zu sagen das Plus zu einem perfekten Leben und es gibt Menschen, für die ist Liebe das, was das Leben erst perfekt und lebenswert macht. Ich gehöre in die zweite Gruppe, definitiv. Ich merke, wie ich anfange mich selbst unter Druck zu setzen, Dinge zu tun, für die ich nicht bereit bin, weil mir die Sicherheit fehlt. Irgendwann muss ich da wieder raus. Irgendwann ist möglicherweise jetzt. Ich kann mir aussuchen, ob ich mich selbst zu Grunde richte oder ob ich es jemand anderen machen lasse. Was sollte im schlimmsten Fall passieren? Glücklich sein? Okay, das Risiko nehme ich in Kauf.

Wie daten uns seit 3,5 Monaten. Er ist perfekt und mit perfekt meine ich perfekt, ich mag jede noch so ätzende Kleinigkeit an ihm. Er sieht lauter Fehler, ich sehe Ecken und Kanten. Nur eine Null wäre rund... Ich würde ihm so viel so gerne sagen: wie zauberhaft diese ganzen kleinen Dinge sind, die du für mich tust, wie gerne ich in deiner Nähe bin, wie sicher ich mich bei dir fühle, wie oft ich an dich denke, wenn du nicht da bist, wie schön deine Augen leuchten, wenn du manche Geschichten oder Pläne erzählst, wie stolz ich bin, wenn du in der Öffentlichkeit meine Hand nimmst und wie gerne ich dir einfach stundenlang in deine schönen Augen schauen und einfach nichts anderes tun würde. Du bist oft das letzte, woran ich denke, bevor ich einschlafe. Er weiss das alles nicht, maximal ahnt er es, denn ich bin mal wieder zu dumm in seiner Gegenwart meinen Mund auf zu machen. Alle meine Dates in der Vergangenheit liefen super, alles meine Dates in der Vergangenheit waren absolut bedeutungslos. Überall habe ich stundenlang gequasselt und wenn ich jetzt vor ihm stehe, kriege ich kein Wort raus und stottere ganz dumme Dinge vor mich hin! Ich kann immer über alle Themen reden - egal wie kompliziert, egal wie gefühlsbeduselt, egal wie schwierig. Aber ich kann dir nicht sagen, dass ich dich mag. Weder am Telefon. Noch ins Gesicht. Das tut mir leid. Aber ich krieg das nicht über die Lippen und das ist das, was mich im Moment am meisten stört und ich glaube mir vieles kaputt macht. Warum ist das so? Das ist so, sagt meine Freundin, weil da Gefühle im Spiel sind. Recht hat sie und die waren vorher nie da, nicht in der Form. Damit kann ich gerade nicht richtig umgehen, denn jedes Mal, wenn ich jemandem diesen Teil von mir gezeigt habe, dann hat er mich verletzt. Ich hatte sonst immer einen Plan B. Hier gibt es keinen Plan B, kein Ersatz, nichts. Ich hab Angst... da ist wieder dieses böse Wort... Ich hab Angst seine Vorstellungen nicht erfüllen zu können. Ich bin furchtbar, es fällt mir unheimlich schwer auf seine Vorschläge für zum Beispiel Freizeitaktivitäten einzugehen. Ständig gibt es nur ein Nein von mir. Ich muss damit aufhören! Er hingegen kommt mir ständig entgegen, ich fühle mich schon richtig schlecht deswegen. Ich denke, es wird Zeit daran etwas zu ändern, nein, ich weiss, ich werde etwas ändern müssen, wenn ich will, dass es besser wird!

Vor einigen Monaten habe ich gelernt, wie sehr man mich verletzten kann, wenn ich meinen Schutzwall zu schnell öffne. Jetzt würde ich gerne lernen, wie es ist, wenn man diesen gar nicht mehr braucht.

Sonntag, 17. September 2017

Que Deus nos abençoe e nos proteja

Ich glaube nicht an Gott im herkömmlichen Sinne, ich glaube noch nicht mal an Zufälle oder Schicksal. Ich denke, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, was er tut oder wie es ihm geht. Geht nicht, gibt es nicht, egal wie ausweglos die Situation scheint. Das ist meine Meinung. Und auch, wenn ich manchmal kurz davor bin alles hinzuwerfen und aufzugeben, habe ich es dennoch nie gemacht, weil es immer einen Weg hinaus gab.

Ich denke aber, dass manche Menschen Gott, das Schicksal oder Zufälle brauchen um für ihre Sorgen oder Ängste jemandem die Schuld geben zu können. Weil es sie erleichtert und ihr Versagen so nicht ganz bei ihnen liegt. Aus diesem Grund wird Gott von mir toleriert. Es dient etwas meiner Meinung nach nicht Existentes als Abladestelle für Sorgen, Ängste, Nöte oder einfach Verzweiflung.

Ich glaube, viele ältere Menschen besuchen die Kirche, weil es der einzige Platz ist, an dem sie noch unter Leute kommen. Vielleicht sind die Freunde schon verstorben, vielleicht kümmert sich die Familie nicht um sie, vielleicht sind sie aus irgendwelchen Gründen alleine und es gibt niemanden, der ihnen zuhört. Doch in der Kirche gibt es Gott, ein großes Bild einer übersinnlichen Person, die dir helfen könnte. Und so sitzen sie leise in ihren Bänken und denken ihr Sorgen vor sich hin, um sie los zu werden. Im Grunde ist es nichts anderes als das, was ich hier niederschreibe. Im Grunde ist es einfach das Aussprechen der eigenen Probleme um damit abzuschließen. Ich denke, das ist sehr wichtig um selbst damit klar zu kommen. Sobald ich auf veröffentlichen drücke, sind sie weg und damit meine ich nicht, dass ich etwas vergesse, sondern, dass ich aus einer Sache gelernt habe, vielleicht etwas verstanden oder verarbeitet habe, wieder darüber reden kann ohne zu weinen. Ich begieße oft schwierige Themen noch einmal mit Tränen und dann sind sie in dem Sinne für mich erledigt, weil ich einen Weg gefunden habe damit klar zu kommen. Ich will nicht bewertet werden, von jemandem, der meine Probleme nicht nachvollziehen kann. Ich möchte noch nicht einmal Ratschläge, ich möchte sie loswerden... Manchmal möchte ich einfach, dass jemand zuhört und sagt, alles wird wieder gut... Das wäre die Idealversion.

Ich habe eine Kollegin, die steht regelmäßig bei mir im Büro und weint. Nicht nur ein bisschen, es kullern dicke Tränen über ihre Wangen und es erscheint ihr in dem Moment auswegslos. Ich wusste am Anfang nicht damit umzugehen. Ich mag es nicht, wenn jemand weint. Ich bin aus irgendwelchen Gründen gezwungen diese Menschen zu trösten, über die Schulter zu streicheln, zu sagen, dass alles wieder gut wird oder sie einfach wortlos in die Arme zu nehmen. Ich hasse es Menschen leiden zu sehen. Ich kann in Filmen Blut oder abgehackte Arme sehen, Operationen sind kein Problem, aber ich hasse es Menschen leiden zu sehen, Menschen weinen zu sehen. Aber diese Kollegin wehrt alle meine Trösteversuche ab, sie nimmt nicht mal ein Taschentuch. Ich war eine ganze Zeit mit der Situation überfordert bis ich verstanden habe, dass sie nur jemanden braucht, der ihr zuhört, dass es einmal um sie geht und nicht um die Kunden, der vermasselte Auftrag oder die Fehler. Und seitdem halte ich einfach meinen Mund und höre mir das an und ihr geht es dadurch besser.

Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wer wie behandelt werden will und ob jemand meine Tipps und Ratschläge wirklich hören will. Ich denke jedoch, dass jeder mal ein offenes Ohr braucht, denn zu mir kommen immer wieder Leute, die erzählen, was sie bedrückt. Im Religionsunterricht gab es in 13 Jahren Schule eine wichtige Erkenntnis. Das war etwa in der 11. Klasse. "Damals in der 7. Klasse habt ihr alle Gott malen müssen. Da habt ihr alle eine Person gemalt... Wenn ihr es heute machen müsstet, was würdet ihr malen?" und einer hob einen weißen Zettel hoch und sagte nichts dazu. Der Lehrer nickte. Gott ist keine Person. Das, was viele in Gott suchen, ist in jedem von uns, in der Luft, in der Umgebung. Gott ist vielleicht ein Sinnbild, was wir brauchen um unsere Sorgen los zu werden, in welcher Form auch immer sich das dann darstellt.

Que Deus nos abençoe e nos proteja
Wir sollten aufmerksamer unseren Mitmenschen gegenübertreten, denn ein Mensch kann nur bedingt seine Sorgen und Ängste mit sich tragen. Und manchmal reicht es einfach jemandem zuzuhören oder ihn an die Hand zu nehmen, damit alles gut wird.

Muchas gracias a una persona especial =)
Hay más tiempo contigo que con mi amigo XD

Samstag, 9. September 2017

La femme - une charge?

Was ist das, fragen sie und ich zucke mit den Schultern, weil ich die Antwort nicht kenne. Ich sollte sie kennen, aber ich habe Angst zu fragen. Ich habe Angst, dass genau das passiert, was immer passiert. Man glaubt die ganze Zeit genau das Richtige getan zu haben, alles fühlt sich wundervoll an und dann wird man einfach stehen gelassen und bleibt alleine. Dann hast du gerade angefangen jemanden an dich ran zu lassen und dann verletzt er dich schon. Vielleicht noch nicht einmal absichtlich aber einfach, weil die Ansichten oder Wahrnehmungen beider Personen zu unterschiedlich sind.

Es ist immer das gleiche, denke ich und es wird wahrscheinlich immer gleich bleiben, aber ich finde den Fehler nicht. Es läuft alles gut, es läuft nahezu perfekt und dann kommt quasi der Todesstoß. Ich gebe mir selbst die Schuld dafür. Ich sollte mein Leben ändern und jemand anders sein. Aber das will ich nicht, das bin ich nicht. Wahrscheinlich klammer ich zu sehr an meinem Sicherheitsgefühl und das macht mir genau jetzt so vieles komplizierter. Doch ich kann mich davon nicht lösen. Ich denke, ich will es auch gar nicht und noch weniger muss ich es, denn daran ist nichts falsch. Dennoch verurteilen sie mich dafür. Sie unterstellen mir Dinge, wenn ich mich aus meiner Sicherheitszone wage. Ich würde es nur für andere tun, ich würde mich verstellen. Ich darf also, weil ich weniger risikofreudig bin als andere keine neuen Dinge probieren und muss mich mit dem zufrieden geben, was ich bis dato kann und kenne? Sicher nicht, aber mir machen diese Aussagen den ersten Schritt zu tun jedes Mal ein bisschen schwieriger.

Ich bin mit wenig zufrieden, ich brauche um glücklich zu sein keine Millionen auf dem Konto oder irgendwelche teuren Autos vor der Tür. Mir reicht es, dass jemand meine Hand hält, wenn es mir nicht gut geht und das Gefühl geliebt zu werden. Und das fehlt leider in letzter Zeit. Das fehlt schon viel zu lange. Das ist der Grund, warum ich hier Abend für Abend vor dem PC sitze und leise vor mich hin weine, weil mir etwas so sehr fehlt, dass es weh tut. Ich will nicht alleine sein, ich kann nicht gut alleine sein. Ich bin keiner dieser Einzelgänger, die alles alleine machen müssen und ein glückliches Singledasein führen. Aber genau darauf läuft es gerade hinaus und genau das will ich nicht. Es ist ja nicht so, dass ich nicht genügend nette Leute in letzter Zeit kennen gelernt habe...

Ich verlange nicht viel. Mir reichen ein paar nette Worte oder ein "Guten Morgen, Schatz" zum zufrieden sein. Ich will das Gefühl haben, dass jemand mich mag. Ich habe eine Beziehung hinter mir, da habe ich ihn so gut wie nie gesehen, ich habe eine Beziehung hinter mir, da habe ich ihn viel zu oft gesehen. Beides war falsch. Ich will ein gesundes Mittelding. Ich will niemanden einsperren, ich will Teil seines Leben sein ohne zu nerven oder im Weg zu stehen. Ich möchte niemanden von seinen Träumen abbringen, sondern ihm helfen diese zu erreichen. Doch ich habe eher das Gefühl, wir Frauen werden als Ballast wahrgenommen.

Warum ist das so? Ich denke, es liegt daran, weil viele Frauen zu Zweifeln neigen. Sie sich einreden, sie seien nichts besonderes oder nicht gut genug für ihn, denn sie sind zu oft enttäuscht worden. Kann ich selbst auch ganz gut und ich muss mich immer wieder aus dem Tief rausziehen, solange man mir Gründe zum zweifeln gibt. Wir wurden so oft enttäuscht von Menschen, die sich Männer nennen aber keine sind. Männer wollen in der Kennlernphase Unbeschwertheit, Frauen wollen die Dinge geklärt haben, denn wir sind schon einmal zu oft verletzt worden. Wir wollen das JA aus ihm rausquetschen - er will um uns werben. Ich denke, wir können ganz gut anstregend sein als kleine Prinzessin. Wir brauchen das manchmal - das Rumzicken, das Heulen, das Diva sein. Doch ist euch mal aufgefallen, dass Männer genau diese Divas am attraktivsten finden? Warum? Weil sie um diese Frauen kämpfen müssen, weil diese Frauen nicht einfach zu haben sind...

La femme - une charge? NO!
Mes femme - vous êtes un défi!

Mittwoch, 30. August 2017

Last nite I

Sie stehen vor seiner Tür. Er kam gerade von der Arbeit nach Hause, telefoniert noch mit seinem Freund. Sie folgt ihm wortlos die Stufen nach oben. Es ist schon ziemlich spät, sie weiß nicht, warum sie so spät noch hierher gekommen ist, aber dieser Mann übt eine ungeheure Anziehung auf sie aus. Er lächelt als sie vor seiner Haustür stehen und er sie aufschließt. Eigentlich wollte sie grimmig gucken, doch immer, wenn sie ihn sieht, muss sie lächeln. Er ist irgendwie besonders. Sie gehen rein. Stehen eine Weile im Flur. Sie beobachtet ihn, seine Mimik, Gestik. Er ist definitiv besonders und er lässt sie keinen Moment aus den Augen, von denen sie einfach nicht loskommt. Endlich legt er auf. Er versucht in ein paar kurzen Sätzen sein Telefonat zu erklären. Es klingt wie eine Ausrede. Sie nickt einfach, es ist total egal, was er gerade sagt. Es tut mit leid, sagt er, er kommt ihr ein Stück näher. Frauen wie du sollten die ungeteilte Aufmerksamkeit genießen, sagt er und hebt ihr Kinn. Sie schluckt und ahnt, was als nächstes passiert. Er küsst sie. Seine Küsse sind leidenschaftlich und er gibt ihr ein gutes Gefühlt. Sie hat dieses Kribbeln so vermisst. Sie gehen in sein Zimmer.

Er ist all das, was ich immer wollte, denkt sie. Er drückt sie von innen gegen die Tür, greift sie an den Handgelenken und drückt sie ebenfalls gegen die Tür. Die Nasenspitzen berühren sich, er schaut ihr tief in die Augen. Sie ist paralysiert von seinen Blicken. Sie schauen sich minutenlang in die Augen. Die Luft zwischen beiden scheint zu knistern. Ihr Herz schlägt schneller. Ich will dich, füstert er. Er zieht sie von der Tür weg, legt seine Arme von hinten um sie, stehen eng umschlungen mitten im Zimmer. Sie lehnt sich zurück gegen ihn, legt ihren Kopf zur Seite, er küsst ihren Hals. Sie schließt die Augen. Sie spürt seinen warmen Atem auf ihrer Haut. Er fühlt sich wahnsinnig gut an und seine starken Arme, an denen sie sich festkrallt sind gerade nicht die einzigen Muskeln, die hart sind...

To be continued...

Sonntag, 27. August 2017

Okay, baby - what's it gon' take for you to be my lady?

Wir umarmen uns zur Verabschiedung. Das ist eigentlich ganz normal und machen wir sonst immer so, wenn wir uns sehen. Als er mich aber diesmal näher an sich zieht und nicht wieder loslässt, merke ich, dass das gerade ein sehr unglücklicher Schachzug war. Auf dem Parkplatz gehen gerade die Straßenlaternen aus. Nur aus der Bar kommt noch ein kleines bisschen Licht. ich merke seinen Atem an meinem Ohr, seine Stimme wird ruhig. Er flüstert mir gerade zu alles ins Ohr und ich weiss mir gerade nicht zu helfen, drücke ihn von mir weg und nehme ein paar Schritte Abstand. Ich bin müde, sorry, und dann bin ich weg!

Wir kennen uns seit Jahren, wir waren nie mehr als gute Freunde, was ist passiert?

Wir haben Nächte zusammen verbracht auf irgendwelchen Feldern und Sterne geschaut, wir haben einfach nur in der Stadt gesessen und uns über die Leute, die an uns vorbeigingen unterhalten, wir haben uns lange nicht gesehen und erst wieder seit kurzem Kontakt, aber es war alles wie früher. Wir teilen gleiche Interessen wie Eishockey und Fußball schauen und das haben wir gerne zusammen getan. Wir können unheimlich gut miteinander reden und er hört sich gerne meine Probleme und Sorgen an. Gleiches tue ich für ihn - doch da war nie mehr und da sollte auch nie mehr sein.

Und jetzt ist es gerade komisch. Wir können über alles reden, ja? schreibe ich am nächsten Morgen. Ich hab eigentlich keine Zeit zu diskutieren, weil ich zur Arbeit muss, aber mir brennt da etwas unter den Fingernägeln, was war das gestern? Gestern, da haben wir uns ganz normal nach der Arbeit getroffen zum Quatschen, hatten un ne Weile nicht gesehen, gab viel zu erzählen, er war im Urlaub, ich hab ne Menge neue Leute kennen gelernt. Es war ein netter Abend, wie immer. Komisch wurde es das erste mal, als er darauf bestand mich einzuladen. Ich dachte mir, okaaaaaay, neue Sitte, nächstes Mal bin ich halt dran. Wir verließen die Bar, standen bei unseren Autos und dann kommt da diese komische Sache bei der Verabschiedung. - Tu nicht auf kleines Dummerchen, Herzchen, schreibt er. Danach kommt den ganzen Vormittag nichts mehr.

Heute spielen unsere Vereine gegeneinander. Normalerweile immer ein lustiges Spektakel, bei dem wir uns gegenseitig verarschen. Heute wird das nicht so sein. Er fragt schon den ganzen Vormittag, ob ich vorbei kommen will und ich finde tausend Ausreden dafür es nicht zu tun. Was ist geworden aus "Heute Fußball?" - "Alles klar" - "Same procedure as every week B-)" Mehr mussten wir sonst nicht sagen und jetzt diskutieren wir seit über drei Stunden, weil ein nein nicht akzeptabel ist.

Ich bin nicht hingefahren, bin aber den ganzen Abend und Nachmittag abgelenkt und überlege, ob es die richtige Entscheidung war. Ich will nicht, dass sich an der Freundschaft was ändert, vll hätte ich alles so weiter machen sollen wie immer. Vielleicht ist das auf Abstand gehen jetzt genau der falsche Weg. Aber ich habe meine Entscheidung getroffen. Ganz intuitiv, wie ich es immer tue.

Freitag, 25. August 2017

Cry, Babe!

Wenn ich nicht bekomme, was ich möche, dann fang ich einfach an zu weinen, sagt sie. Dann nimmt er mich in den Arm und tröstet mich und dann bekomme ich es doch. Die andere Kollegin lacht, das muss ich auch probieren, heul... oh Schatz, ich brauche unbedingt diese neue Tasche...

Ist das arm, denke ich und versuche einfach das Gespräch zu ignorieren. Klar, manchmal, wenn du keine Lust hattest bestimmte Dinge zu tun, dann hast du dich auch besonders blöd angestellt. Dann hast du den Hammer falsch rum in die Hand genommen oder absichtlich daneben geschlagen, aber in der nächsten Minuten baust du deinen IKEA-Schrank ganz alleine auf - merkste selbst? Diese Tricks kennt jede Frau. Ich erinnere mich da an eine Freundin...

Back in the days...
Deltown-Blog aus 2009:
"Männer stehen auf dumme Frauen"
"Ich habe da heute was gehört... Gehe ich mit meiner Freundin auf unserer Superheldtour ahnungslos durch Kaufland spazieren... Sagt sie auf einmal, "Du, T. hat ja mal eine Unterhaltung zwischen dir und XXX mitgelesen" T. ist ihr Freund. Ich bin erst einmal fast ins nächste Regal gefallen... Sagt sie weiter: "Und er sagt, du musst dich dümmer stellen, Männer stehen auf dumme Frauen!" Ähm... ja, mir fehlten die Worte... das passiert doch eher selten! Ihr wisst ja gar nicht, wie schwer es ist, sich dumm zu stellen, wenn man weiss, wie eine Glühbirne getauscht wird oder wie man z.B. wie heute in unseren Fall weiss, wie man bei einem Auto das Scheibenwischwasser nachfüllt. So, Freundin - hammerhart, wie sie ist - sagt: "ich zeig dir das" Ich war ganz überrascht, ich konnte das wirklich nicht glauben als sie sagte: "ich frage XXX jetzt wie das geht, der ist LKW-Mechaniker, der muss das wissen..." Schreibt sie SMS wie man das nachfülle... So schnell hat der mir noch nicht geantwortet... Und sogar angerufen, ich war da ja schon erstaunt... Die ist ja unglaublich dreist... Und ich möchte sagen, die kriegt allein nen Ölwechsel hin, aber das heute war echt ne Glanzleistung! Sagt die doch tatsächlich so Sachen wie: "Zeichen für Scheibenwischwasser? Das mit den Spritzern, oder?", "Betriebsanleitung? Ach, du meinst diesen komischen Zettelkram wie das Auto funktioniert... Das check ich nicht!", "Vorne aufmachen? Das ist heiss, verbrenne ich mir die Finger!" und "Gelber Deckel? Hier sind nur blaue... Ach egal, kippe ich überall was rein, eins wird schon richtig sein!" Naja und halt noch mehr so Scherze... Ich frage mich nur, ob der ihr das ernsthaft abgekauft hat... Ich stand nur daneben und habe Tränen geheult vor lachen... Das muss ich unbedingt auch mal probieren... Männer scheinen echt auf dumme Frauen abzufahren... Keine Ahnung warum..."

Ich muss gerade ein bisschen schmunzeln über die Art wie ich damals geschrieben habe. Aber im Grunde trifft diese Geschichte so ein bisschen das, worüber ich seit einiger Zeit wieder nachdenke. Warum lassen sich Männer durch bestimmte Dinge so leicht manipulieren? Wir kennen sie alle, diese Frauen, die alles bekommen, was sie wollen ohne einen Finger krumm zu machen und wir Frauen hassen sie dafür. Wir arbeiten, lernen, bemühen uns - alles um ihn zu beeindrucken oder ein kleines Lob zu bekommen und dann kommt da diese andere Frau, die nichts als Stroh ihm Kopf hat, ein bisschen mit den Augen klimpert und alle Männer haben Augen für sie und lassen die Freundin links liegen. Später begründen sie das dann mit Hilfsbereitschaft. Als Frau weisst du aber, der Krieg ist eröffnet.

Seit Jahrhunderten scheint dieses merkwürdige Verhalten einigen Frauen mitgegeben zu sein und sie nutzen das schamlos aus. Es werden Möbel geschoben, Taschen getragen und Drachen getötet, alles nur wegen ein paar hilflosen Blicken. Anscheinend spielen Männer gerne den Helden. Von wie vielen Männer habe ich schon gehört: Wenn dir jemand zu Nahe kommt, dann kriegt der eine und so oft habe ich bei dieser Aussage gedacht: Wie blöd ist das bitte? Ich will nicht, dass sich jemand wegen mir prügelt, ich will keine blutigen Nasen, ich will keine Rachefeldzüge gegen irgendwelche Personen, die nicht so nett zu mir waren. Mir würde die einfache Frage, ob es mir gut geht vollkommen reichen. Aber diese anderen Frauen feiern die Männer dafür, dass sie sich vollkommen für sie verbiegen. Sie sind megazickig, sie sind anstrengend und man sollte meinen das würde schon genug abschrecken, aber irgendwie scheint genau das anziehend zu wirken. So, als wenn Mann die Herausforderung sucht. Eine neue Studie scheint in der Tat zu belegen, dass Männer eher die kompliziertere Frau bevorzugen. Und diese Frauen wissen, dass große Glubschaugen, ein Hundeblick und feuchte Augen viel erfolgreicher verwendet werden können als ein Abschluss aus Harvard.

Und wenn halt alles nicht mehr hilft, dann weinen sie... Sie erpressen ihn mit ihren Tränen, denn niemand möchte daran schuld sein, dass dieses hübsche unschuldige Wesen weint. Unschuldig, das ist das einzige, was diese Frauen in diesem Moment nicht sind...

Sonntag, 20. August 2017

FMEA

Aus Fehlern wird man klug, heisst es im allgemeinen Volksmund. Aber muss man Fehler wirklich erst immer machen um klüger zu werden?

Es gibt die sogenannte Failure Mode and Effects Analysis, dt. „Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse“. Ich habe mich letztens während einer Schulung in der Arbeit intensiv damit befassen müssen. FMEA zielt darauf, Fehler von vornherein zu vermeiden, statt sie nachträglich zu entdecken und zu korrigieren. Entwickelt wurde sie vom VDA (=Verband der Automobilindustrie). Und während der Vortrag über Reklamationsbearbeitung und Feldausfälle so auf mich niederrasselte, hatte ich Zeit mir darüber Gedanken zu machen, wie sich das auf mein Leben übertragen ließe und die erschreckende Erkenntnis ist, dass ich das System leider viel zu oft anwende...

It's been some time ago. Wir hatten seit ein paar Wochen geschrieben und ich war soweit mich mit ihm zu treffen. Es lief eigentlich gut, wir waren uns ziemlich sympathisch, konnten gut miteinander reden und wie immer kommen wir dann an den Punkt, wo getestet wird, ob Realität und Traumvorstellung, die man sich in den letzten Tagen gemacht hat, zusammen passen. Das ist die Zeit, wo man noch etwas vorsichtig ist, weil man die andere Person nicht wirklich kennt, aber sehr neugierig ist, weil du am liebsten alles sofort über ihn erfahren willst. Wollen wir klettern gehen, fragt er. NEIN! Wollen wir schwimmen gehen? NEIN! Wollen wir...? NEIN! Lass heute Abend zusammen Fussball gucken. Ok!

Warum zu allem nein? FMEA! Meine Analyse spuckt aus: Du könntest Fehler machen - lass es! Du könntest nicht so gut dabei aussehen - lass es! Du könntest damit womöglich enttäuschen - lass es! Wo ist das Problem? Es gibt eigentlich kein Problem, denn niemand ist perfekt, aber man versucht das Bild in dem Moment unbedingt aufrecht zu erhalten, denn wir wollen unser Gegenüber beeindrucken. Wir wollen, dass er uns mag, weil wir Angst vor Zurückweisung haben und dabei stehe ich selber auf Männer mit Ecken und Kanten, die irgendwas besonderes haben, also absolut nicht dem Perfekt/Normal entsprechen. So etwas ist viel interessanter und trotzdem versucht man selbst nach aussen perfekt zu sein. Ganz schön dumm eigentlich...

FMEA - die sagt mir jetzt gerade, es ist ein Fehler perfekt sein zu wollen. Mein ganzes System hat einen Fehler und der besteht in erster Linie darin keine Fehler zuzulassen. Und deshalb mache ich genau das, was ich am besten kann: Versagen - in jeglicher Art und Weise. Ich klecker und tropfe beim Essen. Ich saue meine Klamotten ein, bevor ich überhaupt auf dem Weg zur Arbeit bin. Ich kippe das Glas um, was direkt vor mir steht, renne gegen Paletten, Türen und Kollegen. Ich krieg manchmal keine Luft mehr, weil ich so sehr lachen muss. Ich weine, wenn bei König der Löwen Papalöwe stirbt. Ich rede den ganzen Tag, aber bekomme kein Wort raus, wenn Mr Perfekt auf einmal vor mir steht. Ich trete in jedes Fettnäpfchen. Ich höre mir von jedem die Probleme an, aber rede viel zu selten über meine. Ich bin viel zu schnell zu zickig, obwohl ich das gar nicht sein möchte. Ich möchte anderen Menschen helfen, aber nehme selbst keine Hilfe an. Mir fallen Dinge runter, weil ich zu faul bin zweimal zu laufen und mich überschätzt habe. Ich vergesse in letzter Zeit viel zu schnell Dinge, weil mein Kopf einfach zu voll von Infomationen ist, dass er sich selbst überlegt, welche revant und welchen unnütz sind. Und ich bin wahrscheinlich der Master of forgiven chances.

FMEA - das bedeutet eben auch, dass du perfekt bist, weil du nicht perfekt bist, weil man das große Ganze sehen muss. Wir haben hier keinen Feldausfall!

Donnerstag, 17. August 2017

Alles wird gut

"Und wenn sie meinen du stehst nie wieder auf - dann lass sie reden
Junge, zeig ihnen das ist dein Traum - du wirst ihn leben
Und beweis diesen Leuten, die niemals an dich geglaubt haben:
Das, was sie haben, kannst du auch haben
Denn wenn sie meinen, du hast hier nix verloren, dann zeig es ihn'!
Zeig es allen, keiner hält dich mehr auf, komm, lass dich fallen
Heb den Kopf und blick einfach nach vorn und jetzt versuch's
Ich sag', versuch's! Alles wird gut!"

Danke Bushido

Dienstag, 15. August 2017

Decisions, stripped

Nobody's perfect.

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Niemand hat eine perfekte Kindheit, jeder macht Erfahrungen, die einen mehr, die anderen weniger schlimm. Diese Erfahrungen tragen wir mit uns rum. Wir sind beeinflusst durch unsere Bezugspersonen in der Kindheit, erfahren durch sie Verlust, Angst und Unsicherheit, werden an den Leistungen der Geschwister gemessen. Uns wird eine Beziehung vorgelebt, die wir als richtig erachten, denn wir kennen keine Alternative. Hinzu kommen unsere eigenen Beziehungen, die einen großen Teil davon ausmachen, wie sehr wir uns vor neuen Verletzungen fürchten. Beides zusammen hat großen Einfluss darauf, wie sehr wir uns für neue Erfahrungen und vor allem neue Beziehungen öffnen. Um Vertrauen zu schaffen müssen alte negative Erfahrungen geheilt und neue positive Erfahrungen gemacht werden. Nur dann ist es möglich sich ohne Angst und Selbstzweifel auf den neuen Partner einzulassen.

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Ich werde heute von meinen Erfahrungen erzählen, von den negativen, die mich zu der Person machen, die ich heute bin. Ich werde versuchen, so ehrlich zu sein, wie es nicht einmal meine besten Freunde kennen und auch niemals kennen werden. Passend zu meiner Laune zieht draussen gerade ein riesiges Unwetter vorbei. Ich überlege einfach mal raus zu gehen, mich in den Hagel zu stellen und mir all die negativen Sachen aus dem Kopf schlagen zu lassen. Doch das geht leider nicht, die Erinnerungen sind stärker als der Hagel es jemals sein wird.

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Ich war vielleicht 15 Jahre alt. Ich habe meinen Bruder auf dem Arm. Der Kleine quängelt und hat Hunger. Ich hab nicht mehr so viel Zeit bis ich ihn in den Kindergarten bringen muss. Es klingelt an der Tür. Davor stehen zwei Polizisten und sie haben meine Mama dabei. Sie ist vollkommen voll. Ob mein Papa Zuhause wäre, fragt einer. Ich schüttele den Kopf. Okay, lass deine Mama mal ins Bett. Sie torkelt an mir vorbei. Ich verabschiede mich von den Polizisten und schließe die Tür, ziehe meinen Bruder an mich. Sie werden dich nicht bekommen, flüstere ich und gehe wieder in die Küche um ihm etwas zu essen zu machen. Als ich aus dem Kindergarten wiederkomme, schaue ich nach meiner Mutter. Sie liegt im Bad auf dem Boden und pennt. Ich kann gerade nicht sagen, was schlimmer ist: der Gestank der ganzen Flüssigkeiten, die sie nicht an sich halten kann oder der widerliche Geruch des Alkohols, der das alles hier verursacht. Ich erzähle Papa später, dass die Polizei diesmal mit ihr da war. Es war nicht das erste mal, aber es war das erste Mal, dass sie meinen Bruder gesehen und gemustert haben. Wenn sie uns trennen, sage ich, bleibe ich lieber Zuhause und kümmer mich um ihn, ich will nicht, dass sie uns trennen. Papa sagt nichts und ich weiß in diesem Moment, wenn der Brief des Jugendamts kommt, ist für mich die Schule vorbei! Der Brief kam zum Glück nie, aber wäre es soweit gekommen, meine Entscheidung hätte gestanden.

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Sie will die Tür öffnen. Ich ziehe sie wieder zu und schreie sie an: was bist du für eine Mutter? Du lässt deine Kinder hier alleine, du bist widerlich, guck, wie du aussiehst, weisst du, was du uns antust nur wegen deines Alkohols? Ich solle mich nicht so aufregen, sagt sie. Nicht aufregen, brülle ich zurück und reg mich nur noch mehr auf. Du bist das letzte sage ich zu ihr. Wenn du jetzt durch diese Tür gehst, bist du nicht mehr meine Mutter! Was willst du tun, mich schlagen? fragt sie und stellt sich provozierend vor mich. Ich würde, sage ich, aber ich bin nicht auf deinem Niveau. Sie sagt nichts, geht aus der Tür und lässt sie scheppernd hinter sich ins Schloss fallen. Jahre später verstehe ich erst, dass die Entscheidung richtig war, einfach nichts zu tun. Diese Frau war krank, sie hätte es nicht verstanden. Abends ruft Oma an und fragt, wo Mama sei. Ich habe keine Mutter mehr, sage ich damals.

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Sollen wir uns scheiden lassen, fragt Papa. Ich nicke und füge hinzu: ich möchte aber, dass sie nichts bekommt und ich will bei dir bleiben!

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Wir sind vielleicht Geschwister, sagt sie, aber das ist auch alles. Ich will mit dir nichts zu tun haben. Ich will mit dir nicht gesehen werden, du bist hässlich und fett! Ich wusste immer, dass sie sehr oberflächlich ist, aber das von der eigenen Schwester in der Tonlage zu hören, tut schon sehr weh. Und obwohl es sehr verletzend ist, entscheide ich jedes halbe Jahr mal zu fragen, wie es ihr geht und ihr trotzdem zu Weihnachten eine Kleinigkeit zu schenken. Ich bekomme jahrelang nichts von ihr. Es ist bei der ganzen Familie so. Sie nimmt aber gibt nichts. Sie tut mir leid, so viel Oberflächlichkeit macht einsam. Sie ist in ihrer eigenen Welt unterwegs mit Fakefreunden in Verkleidungen. Da fühlt sie sich wohl. Hier wird sie für ihren viel zu krass runtergehungerten Körper gefeiert, weil sie wie eine dieser Figuren aussieht. Ich wünsche ihr nur, dass sie eines Tages jemanden kennenlernt, der ihr das wahre Leben zeigt!

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Dein Bruder hat Krebs, sagte sie und von diesem Zeitpunkt an weint Mama nur noch. Ich kann sie nicht mehr weinen sehen. Papa schickt uns oft ins Kinderzimmer zum spielen, kommt erst Stunden später wieder rein. Ich weiss nicht, was Krebs genau bedeutet, aber ich weiss, dass Menschen daran sterben. Ist mein Bruder also bald tot? Noch sitzt er friedlich auf seinem Bobbycar und hupt. Wenn es etwas gibt, womit ich dir das Leben jetzt schöner machen kann, denke ich, dann werde ich das tun! Wir wissen zu dem Zeitpunkt alle nicht, wie viel Zeit uns noch zusammen bleibt.

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Sie haben ihn umsonst operiert, da ist nichts mehr gewesen, sagen meine Eltern. Dein Brüderchen hat aber alles gut überstanden. Ich bin geschockt, dass bei der modernen Medizin heutzutage sowas überhaupt möglich ist. Wenn ich könnte, ich würde sie genauso quälen!

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Es ist kurz nach 22:00 Uhr und mein Handy klingelt. Dann haben sie das Fenster auf gemacht und man hat gespürt, wie sie den Raum verlassen hat, sagt meine Mama. Kurze Zeit später legen wir auf. Ich schlucke, nehme meinen Bruder wortlos in den Arm. Wir wissen es beide. Sie ist tot. Wir bringen ihn nach Hause. Ich sage den ganzen Abend nichts mehr, keine Träne, einfach gar nichts. Als ich am nächsten Morgen in der Arbeit sitze, kommen dann die Tränen. Einen Tag später stehen wir am Grab. Die Trauergemeinde verzieht kaum eine Miene. Nur meine Familie weint. Als wir die Blumen ins Grab werfen, bricht mein Bruder fast zusammen und keiner ausser mir hält es für nötig ihn zu trösten oder ihm zu helfen. Anscheinend ist hier jeder mit sich selbst beschäftigt. Es tut mir leid ihn so leiden zu sehen, greife ihm unter die Schulter und gehe ein Stück mit ihm zur Seite, etwas später runter vom Friedhof. Sie quält sich nun nicht mehr, manchmal ist das besser, sage ich zu ihm. Er nickt. Ich wische ihm die Tränen weg, gebe ihm noch ein Taschentuch. Sie quält sich nun nicht mehr, aber es ist als wäre die Qual auf meine Mama übergesprungen, die seitdem immer mehr im Sumpf von Trauer, Verlust und Selbstmitleid versinkt bis hin zur Depression. Sie war für dich da, als du klein warst, du wirst da sein, wenn sie dich braucht, entscheide ich und so bin ich jeden Freitag bei ihr um sie ein bisschen von ihren Sorgen abzulenken.

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Wir sind seit ca. 5 Jahren zusammen. Es lief nicht gut, aber ich bin halt nicht alleine. Ich hatte mir eine glückliche Beziehung irgendwie anders vorgestellt. Er hängt immer mit seinem Kumpel rum, sie lassen ein Mädchen in Hotpants bei ihm Zuhause putzen und schauen ihr dabei zu! Ich finde es widerlich, wie sie mit der Trulla umgehen, aber dazu gehören zwei Seiten - die, die das Angebot macht und die, die darauf eingeht! Ich weiss, dass er mich schon seit längerem anlügt. Ich bin mir sicher, dass sie kiffen, er stinkt nach Rauch, wenn er nach Hause kommt. Bei einer Verfolgungsjagd durch die Innenstadt hat er seinen Führerschein verloren. Ich hab keine Lust mehr ihn durch die Gegend zu chauffieren, soll er laufen. Er soll aus seinen Fehlern lernen. Ich fühle mich im Moment überflüssig. Ich hab meinen Job verloren und versuche verzweifelt irgendwas sinnvolles mit meiner Zeit anzufangen um mir wenigstens ein wenig Würde zu bewahren. Eines Abends erzählt er mir, er hätte mit seinen Kumpels jetzt den großen Coup geplant, wir müssten uns bald keine Sorgen mehr um Geld machen, sie würden sich das Zeug aus Holland holen und dann strecken. Bitte, was? Ich denke, ich höre schlecht und bitte ihn das nicht zu tun. Er antwortet nicht. Eines Nachts ruft er mich von der Arbeit aus an. Ich könnte ihn bitte abholen, er habe seinen Job geschmissen, hätte sich mit seinem Chef geprügelt. Mir ist das unheimlich peinlich. Ich würde am liebsten im Boden versinken. Ab jetzt geht es nur noch bergab - in rasender Geschwindigkeit! Die folgenden Wochen sehe ich ihn nur noch, wenn er nachts spät und bekifft nach Hause kommt. Er bettelt mich jedes mal um Geld an, wenn er morgens geht. Sie würden sich Pizza bestellen oder was zu trinken kaufen sind die Ausreden. Ich weiss, dass unser letztes Geld für Gras drauf geht. Ich lebe mittlerweile von 10 Euro in der Woche, was auf Wasser, Brot und ein wenig Aufschnitt beschränkt ist. Ich hätte nie gedacht, dass es eines Tages wirklich so weit kommen müsste. Mittlerweile beklaut er mich sogar! Wenn er nicht da ist, unterhalte ich mich mit einem seiner Kumpels im Internet. Der gibt mir ein paar mehr Hintergrundinformationen als die, die ich mir eh denke und mit denen ich auch vollkommen richtig liege. Eines Morgens eskaliert es. Als ich aufstehe, wirft er mir im Wohnzimmer Tische und Stühle entgegen, beschimpft mich als Schlampe und behauptet, ich würde ihn betrügen. Nichts davon stimmt. Er greift sich ein langes Messer und verlässt die Wohnung. Ich warne die betreffende Person noch vor. Als er abends wieder kommt, stehen seine Sachen gepackt vor der Tür. Es reicht... Er droht mir noch, nur weil ich mit ihm zusammen gewesen wäre, wäre mir bis jetzt nichts passiert, weil alle wüssten, wie starkt er wäre... Bla bla bla... Einen Scheiß ist er! Ich habe keine Angst, mir ist bis heute immer noch nichts passiert!

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Ich sitze auf dem Sofa, schaue meine Mama an. Hol mich da raus, flehe ich sie an, bitte hol mich raus. Sie zögert. Ich habe keinen Platz, sagt sie. Mama, ich kann nicht mehr, bitte hilf mir. Sie schüttelt den Kopf, zuckt mit den Schultern. Ich habe keinen Platz. Du hast keinen Platz? denke ich, wir haben zu fünft in diesem Haus gewohnt und nun hast du keinen Platz für dein Kind? Mir ist das unverständlich. Sie nimmt mich in den Arm. Du schaffst das, sagt sie. Ich schaff das, denke ich, aber ich werde es ohne dich machen. Die Sachen sind gepackt. Ich schaue aus dem Küchenfenster. Papa und der Anhänger fahren vor. Das wird das letzte mal sein, dass ich hier stehen werde, denke ich und mir tut nichts leid, ich werde nichts vermissen. Ich will, dass da n Strich drunter kommt und dann ist es vorbei. Wir laden die letzten Schränke auf den Anhänger. Ich merke, dass mein Papa schon mit der letzten Kraft kämpft, aber er ist da und darauf kommt es an... Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. Vor mir stehen lauter Müllsäcke voll mit Klamotten, unheimlich viel Kleinkram, Erinnerungen und alles, was ich über die letzten Jahre angesammelt habe. Alles braucht einen neuen Platz. Mama sehe ich erst wieder, als es Kaffee zur Einweihungsparty gibt. Ich entscheide mich dafür, dass einfach hinzunehmen. Du hast nur zwei Eltern und niemand weiß wie lange noch.

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Das schlimmste sind die Dinge, die ich da lassen musste, die ich nicht mitnehmen konnte, weil sie den Rahmen meiner Wohnung gesprengt hätten. Manchmal muss man sich von Dingen trennen, auch, wenn man sie liebt und sie einem gut tun. Ich lasse noch ein paar Flocken in das Aquarium rieseln, wie ich es immer gemacht habe. Die Skalare folgen meinem Finger wie immer. Die sind schon gut auf mich trainiert, denke ich und das macht den Abschied nur noch schlimmer. Vorbei sind die unzähligen Stunden vorm Aquarium, in denen ich einfach nichts gemacht habe und mir die großartigen bunten Fische angeschaut habe. Ich war selten so entspannt! Darin hab ich meine ersten Babyfische groß gezogen, sie gefüttert und dann endlich ins größere Aquarium zu meinem Kampffisch gesetzt bis sie groß genug waren, es mit den Skalaren aufzunehmen. In lovin' Memory of Alvin & Co - ich hoffe ihr lebt noch und es investiert jemand so viel Zeit und Geld in euch, wie ich es gemacht habe. Wenn du ein Tier bei dir wohnen lässt, musst du ihm den bestmöglichen Lebensraum bieten, ansonsten ist es kein Leben!



 ***
 
Sie hat gesagt, du hast sie vor die Tür gesetzt, sagt Mama. Ich stehe um 05:00 Uhr auf, sage ich, sie hat keinen Job. Wir waren müde. Mich macht diese dumme Aussage meiner Schwester gerade unheimlich wütend. Es gab Eis, Süssigkeiten, wir haben ihre Animes geguckt, ich habe sie höflich gebeten zu gehen, weil wir müde waren, uns für sie extra beeilt, damit wir pünktlich anfangen können und da ist sie auch noch zu spät gekommen, war sich zu fein ein paar Kleinigkeiten mitzubringen um die ich sie gebeten habe, ich hätte sie sogar bezahlt und dann bekommst du als Dankeschön noch ein "Du hast mich vor die Tür gesetzt. Mit euch mache ich nie wieder was!" Danke, bis in einem halben Jahr!

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Ich könnte noch weitere Dinge aufzählen, aber das würde den Rahmen sprengen.
Ich bin so ziemlich der geplanteste Mensch, den ich in meinem Umfeld kenne. Ich habe "To-do-Listen", Einkaufslisten, wiederhole regelmäßig zu erledigende Dinge und kann nachvollziehen, wohin jeder Cent gegangen ist. Doch in letzter Zeit passiert es immer häufiger, dass ich von meinen Langzeitplanungen abweiche, mir Zeit für andere Dinge verschaffe, wo eigentlich keine Zeit ist und ganz spontan Dinge tue, die ich damals nicht getan hätte. Mein Umfeld bescheinigt mir dafür keine Hobbies zu haben und einfach planlos durch die Gegend zu laufen. Das mag für euch alle auch so aussehen, aber ich tue einfach das, worauf ich gerade Bock habe. Und wenn das bedeutet, dass ich den ganzen Sonntag mit Laptop im Bett verbringe, dann ist das so. Es kann aber ebenso sein, dass ich meine Sachen packe und Abends den Sonnenuntergang am Fähranleger an der Elbe anschaue. Das ist die wahrscheinlich wichtigste Entscheidung, die ich jemals gemacht habe. Vielleicht machst du ab jetzt einfach das was dir gefällt. Nein! Vielleicht ist so ein feiges Wort!!! JA, du machst ab sofort nur noch das, was du für dich am besten hälst! Und wenn ich keine Hobbies habe, dann habe ich eben keine, aber dafür war ich in der Zwischenzeit zufrieden!

***

Ich sitze jetzte seit ca. 3 Stunden vor diesem Beitrag, muss immer wieder weinen, weil die Erinnerungen noch so nah sind und manchmal auch aus Frust, weil, ich denke, ich hätte etwas anderes aus meinem Leben machen sollen. Jeder dieser Niederschläge hat mich gefühlt wieder in der Entwicklung zurück geworfen, klein gemacht. Ich bin keine dieser großartigen Persönlichkeiten geworden, die ich so bewundere und die ich möglicherweise hätte sein können. Das einzige, was ich bin, ist entscheidungsfreudig. Viele Menschen haben Angst vor Entscheidungen oder zumindest Respekt, sie denken zu lange darüber nach, was nun der richtige Weg sein könnte. Es gibt keinen richtigen Weg, es gibt zwei Pfade mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen, du wirst dennoch dein Ziel erreichen. Entweder lehrt dich der Pfad etwas oder du meisterst einen sicheren ohne Probleme.
Es ist nicht immer einfach die richtigen Entscheidungen zu treffen - für sich oder manchmal auch für andere. Manchmal wünsche ich mir einfach, dass jemand da ist um mir die Entscheidungen abzunehmen. Aber so eine Person gibt es nicht, du triffst die Entscheidung selbst und du wirst dafür gerade stehen. Meist sind die Entscheidungen, die du aus dem Bauch heraus triffst sowieso die richtigen. Ich habe mir alle Szenarien tausend mal im Kopf durchgespielt. Ich hab abgewägt, wo ich später besser dastehen würde und was das vermeintlich richtige für mich zu sein scheint, alles deutet auf Plan A hin und dann steht man da und vergisst alles, was man sich vorher überlegt hat und wählt Plan B, weil der Bauch es sagt und in diesem Moment ist B richtig!

Du hast Angst, sagt er zu mir. Ja, ich habe Angst und darüber denke ich den ganzen Abend nach. Ich habe Angst vor der Dunkelheit oder eher vor unberechenbaren Menschen in der Dunkelheit, ich habe Angst vor dem Alleinesein, ich habe Angst vor Ablehnung, davor ausgelacht zu werden, vorm Versagen, davor nicht ernst genommen zu werden, vor Spinnen und manchmal habe ich Angst ich selbst zu sein. Ich habe Angst mir wichtige Menschen in meinem Umfeld zu verlieren. Aber ich habe keine Angst davor Entscheidungen zu treffen, egal wie schwer sie sein mögen. Und ich habe für mich entschieden den sicheren Pfad zu wählen, weil alles andere in meinem Leben unsicher genug ist. Ich lebe mit einer Krankheit, wo manchmal nicht sicher ist, ob ich am nächsten Morgen wieder aufwache. Ich habe ein unheimliches Bedürfnis nach Sicherheit. Ich will, dass alles in meinem Leben nach Plan läuft, aber ich bin gerne bereit die Planung abzugeben an einem Menschen, dem ich vertraue und der mir mehr Sicherheit gibt, als ein fester Job, ein hohes Gehalt, eine gesicherte Zukunft. All das ist nichts wert und viel zu schnell vergänglich. Ich suche Sicherheit dort, wo sie für mich am wichtigsten ist: Familie und Beziehung. Und bevor ich nun wieder anfange zu flennen, was mir in letzter Zeit total auf die Nerven geht, aber wahrscheinlich Teil meines "Clearing Process" ist, muss ich meine Kontaktpunkte vom Anfang zusammenfügen. Sicherheit bedeutet für mich, die Person zu finden, die dir die Angst vor der Zukunft nimmt, indem sie alle schlimmen Ereignisse der Vergangenheit ungeschehen macht.

Auf Youtube läuft Silbermond. Es gibt gerade nichts, was meine Gedanken besser ausdrückt:

Gib mir'n kleines bisschen Sicherheit
In einer Welt in der nichts sicher scheint
Und gib mir in dieser schnellen Zeit irgendwas das bleibt

Samstag, 12. August 2017

Du bist solange alleine bis du gelernt hast allein zu sein!

Er sucht, sagt er. He is trying a little too hard, denke ich. Er hat alles, alles was ihm fehlt sei die Frau an seiner Seite. 50 Mädels gedatet, 4 wären was gewesen und die wollten dann nicht.

Mich wundert gerade gar nichts mehr. Aus Verzweiflung greifen wir ja immer zu neuen Mitteln um auf uns aufmerksam zu machen, wenn die Einsamkeit zu groß wird, aber die Geschichte, die er mir dann erzählt, übersteigt so ziemlich jede Art von Verzweiflung, die ich bis jetzt gehört habe. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob er zu bemitleiden ist oder die Frauen in der Umgebung. Ich werde jetzt mal Partei für die Frauen ergreifen, die das über sich ergehen lassen müssen.

Liebe Männer oder die, die er werden wollen. Wir Frauen lassen uns nicht kaufen. Okay, es gibt Ausnahmen, aber ich denke, das ist nicht der Typ Frau, mit dem man dann sein Leben verbringen will. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich finde, wenn wir ständig nach Gleichberechtigung schreien, sollten wir auch in der Lage sein unsere eigenen Drinks zu bezahlen. Klar, es schmeichelt, wenn er es tut, aber nichts desto trotz ist das keine Voraussetzung dafür, ob es etwas werden könnte oder nicht. Ich habe vor einiger Zeit einen sehr interessanten Blogartikel darüber gelesen, was passiert, wenn die Rollen getauscht werden, sprich sie die Rechnungen zahlt, die Ansagen macht oder sich nicht meldet. Wenn sie auf einmal die Offensive für sich beansprucht. Dann bleibt dem Gegenüber nur die Reaktion und die sieht bei euch Männern genauso aus wie bei uns Frauen, ich bekomme das Gefühl etwas schuldig zu sein... Seitdem habe ich für mich beschlossen, dass es nicht mehr in Frage kommt sich einladen zu lassen, sondern spätestens beim zweiten Treffen zu zahlen. Eine Beziehung ist keine Abhängigkeit, es ist eher eine freiwillige Bindung und es sollte nicht mit falschen Eindrücken starten.

Wenn ich etwas in den letzten Jahren gelernt habe, dann dass Geld nicht wichtig ist. Sicher, es heisst, es heule sich besser in einem Bentley als in der Strassenbahn, aber ich vertrete die These, dass in einer guten Beziehung Tränen nur vor Glück fließen und nicht, weil man verletzt worden ist. Wir Frauen haben heutzutage nicht mehr das Bedürfnis von euch Männer finanziert zu werden, wir verdienen mittlerweile unser eigenes Geld. In einer Welt, in der das Leben so teuer geworden ist, dass das Haus von beiden finanziell gestemmt werden muss, ist es auch selten möglich nur Hausfrau und Mutter zu sein. Damals als meine Eltern ihr Haus gekauft haben, kostete es nur einen Bruchteil, von dem was heute dafür verlangt wird. Man sollte genug verdienen um sich seinen gewünschten Lebensstandard ermöglichen zu können, aber egal, wie viel Geld du verdienst, Glück kannst du dir damit nicht kaufen und sterben wirst du trotzdem! Ich denke, das Bild, dass die Frau hinter den Herd gehört und nur Zuhause für die Kinder da ist, ist mittlerweile überholt, nur leider ist es in einigen Köpfen immer noch zu fest verankert.

Nun ja, weiter zum eigentlichen Thema. Wenn auf deinen Seiten im Internet, sei es Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat, whatever alles schreit: Ich bin alleine, nimm mich! Dann wird es leider nie etwas werden... Wir Frauen wollen Männer, die wir bewundern können für Dinge, die sie tun, sagen, erleben aber im gleichem Atemzug wollen wir Männer, die sich um uns kümmern, sich Mühe geben, uns verstehen und ganz brav an unserer Seite sind. Es ist verrückt, weil es sich im Grunde total widerspricht und uns wird es vermutlich nie ein Mann Recht machen können. Ich bin so blöd, sagte ich letztens und er antwortete mit "ja" woraufhin ich ein bisschen grimmig guckte. Ihr wollt doch immer Recht haben, sagte er darauf. Ich hab ja auch immer Recht, entgegnete ich. Daraufhin sagte er "Nein". Wieder mein grimmiger Blick... Wie man es macht, macht man es falsch, sagte er... Und auch wenn mir das in dem Moment nicht wirklich gepasst hat, Recht hat er! Wir Frauen wollen immer selbstständig und erwachsen sein aber egal wie alt wir sind, wir heulen, wenn nachmittags in der Tierklinik im Fernsehen der Hund der alten Oma eingeschläfert werden muss. Egal, wie viel Gleichberechtigung wir uns erkämpfen, wir bleiben euch Männern körperlich immer unterlegen und aus diesem Grunde gibt es kein geileres Gefühl, als von ihm in den Arm genommen zu werden und sich sicher und geborgen zu fühlen, Augen schließen und seinem Herzklopfen lauschen :)

"Alleine" - damit bekommst du heutzutage einen Stempel aufgedrückt, der der Bezeichnung "Versager" gleichkommt. Dabei ist es nichts anderes als eine Entscheidung gewesen von nun an getrennte Wege zu gehen und in der Regel brachte diese Entscheidung Verbesserung statt Verschlechterung. Eigentlich solltest du gelobt werden stark genug gewesen zu sein einen Schlussstrich zu ziehen. Aber dir wird von aussen mehr oder weniger freundlich mitgeteilt, dass du nicht bindungsfähig bist und damit für die Gesellschaft nichts wert. Es ist heutzutage schwer genug einen Partner zu finden und es wird sicherlich noch viel schwerer werden, denn viele Menschen sind gefangen in ihrer Welt, die nach aussen das perfekte Bild zeigt, damit sie bei Freunden, Kollegen und Familie beliebt sind. Sie haben keine Zeit für einen Partner. Bitte??? Keine Zeit für einen Partner? Ja, das sagen sie, weil Karriere, Hobbies und Sport sie so sehr einspannen, dass eben keine Zeit mehr bleibt. Aber: Wenn du etwas wirklich möchtest, dann geht das auch! Und dann nehme ich nachts um halb zwei 1,5 Stunden Fahrt in Kauf nur um ihn kurz zu sehen, obwohl ich weiss, dass um 5 Uhr der Wecker klingelt. Das sind Dinge, die sind mit Logik nicht erklärbar, aber die macht man, wenn man etwas wirklich möchte und man findet die Zeit dafür! Würde es immer wieder tun, je ne regrette rien! Ich glaube, dass das Alleinesein auch nicht das Problem ist. Man ist nie alleine, es sei denn man will dies bewusst. Das, was fehlt ist die körperliche Nähe, Wärme, einen Menschen, der nur Augen für dich hat und dir immer wieder sagt, dass du etwas wert bist - in guten und in schlechten Zeiten. Doch viele Beziehungen überstehen die schlechten Zeiten nicht, denn wir sind es gewohnt Dinge wegzuwerfen, die nicht funktionieren. Wir sollten anfangen zu reparieren! Es liegen genügend gebrochene Herzen auf der Straße, die es wert sind!

Es ist schockierend wie weit Menschen mittlerweile gehen um den richtigen Partner zu finden, weil sie verzweifelt sind und sich alleine umkomplett fühlen. Wer kann mir helfen eine Freundin zu finden. Es gäbe eine hohe Belohnung dafür. Ernsthaft? Ja. Ernsthaft! Und alle Frauen so: What? Bin ich nur ein Ding? Etwas, was man für ein bisschen Geld kaufen kann, was wie Ware weitergegeben wird? Wie bitte soll das gehen? Voilá bitteschön, das ist sie! Lass mal den Preis verhandeln. Ich kann mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit sagen, dass darauf keine normale Frau anspringen wird. Das ist herablassend und ich denke nicht, dass man die Anziehung eines Menschen mit Geld kaufen kann. Liebe wird nicht mit Geld bezahlt, sondern mit Zuneigung, Aufmerksamkeit und letztendlich mit einer wundervollen gemeinsamen Zukunft.

Ich glaube, man ist erst bereit für etwas neues, wenn man gelernt hat alleine zu sein. Vor über zwei Jahren sind mir Dinge passiert, die ich hier jetzt mehrmals ausgeführt habe und über die ich nun nicht mehr sprechen werde, denn sie sind abgehakt. Ich habe mich in der Vergangenheit immer gefragt, warum mir so etwas passieren muss und ich habe jedes Mal geweint, wenn ich abends alleine saß und darüber nachgedacht habe. Langsam wird mir klar, dass ich dieses alleine sein brauchte um damit klar zu kommen und das zu verarbeiten. Ich habe eine Mauer um mich gebaut, die es jedem unmöglich machte an mich ranzukommen. In meiner Schutzmauer war ich alleine. Es gab nur meine Gedanken, meine Wünsche, meine unerreichten Ziele. Ich hab mir ein Leben für mich alleine aufgebaut, wo ich niemanden brauche und sehr gut alleine klar komme. Das letzte halbe Jahr hat mir klar gemacht, dass es an der Zeit ist die Karten neu zu mischen und meine Schutzmauern abzubauen. Es gibt da draussen so viele tolle Menschen, die man kennen lernen kann. Nur, weil ich das eine Arschloch unter 1000 Männern gefunden habe, bedeutet das noch lange nicht, dass alle so sind. Wir haben uns gut verstanden und unterhalten, schreibt er, und sie ist mir im Laufe des abends näher gekommen aber ich konnte das nicht erwiedern. Ich glaube, ich bin nicht beziehungsfähig. Du bist einfach noch nicht so weit, denke ich, denn du bist genau solange alleine bis du gelernt hast allein zu sein!

Freitag, 11. August 2017

Verzicht

Here we go again...
12 Stunden, 98 Likes, 12 Nachrichten - die Bilanz des heutigen Tages!

Früher wäre das irgendwie von Bedeutung gewesen, jetzt ist es das nicht mehr! Ich fing diesen ganzen Blog mal an um über diese Nachrichten, Geschichten und Dates herzuziehen, um witzige Stories zu erzählen und damit Leute zu unterhalten und damit andere Frauen wissen, dass sie mit einigen negativen Erfahrungen nicht alleine sind. Jetzt denke ich, es war absolut der falsche Ansatz. Ich brauchte das hier um eigene Probleme zu verarbeiten, um mir selber neue Wege zu finden und mit einigen Geschichten abzuschließen und das habe ich in der Tat erst vor kurzem geschafft. Wenn ich jetzt zurück schaue und einige ältere Geschichten lese, auch unveröffentlichte, dann denke ich, waren es eigentlich hauptsächlich gute Erfahrungen, die für mich nur leider nicht mit Happy End gelaufen sind und ich will unbedingt mehr von dem Kribbeln im Bauch, von ständig an ihn denken müssen und ohne Alkohol betrunken sein. Ich möchte einfach keinen dieser Momente eintauschen. Ich habe wundervolle Menschen kennen gelernt, habe viel gelacht, verschiedene Lebensweisen gesehen und über Dinge nachgedacht, auf die ich alleine nicht gekommen wäre... Danke für alle negativen und noch mehr für alle positiven Erfahrungen, ich brauche unbedingt mehr davon :) Irgendwann gibt es dann auch für mich das Happy End und das wird genau dann sein, wenn ich es am wenigsten erwarte...

27. Dezember 2016, 22:24 Uhr - es fing an mit einem "hey na" und ich hab mir die Tränen aus dem Gesicht gewischt und beschlossen von Vorne anzufangen. Das war der Beginn eines steinigen Weges Richtung Normalität, welcher gelegentlich immer noch etwas zu holperig für mich alleine ist und mich hoffen lässt, dass er endlich vorbei ist. Das vermeintlich sichere Zuhause war Geschichte, die vermeintlich gesicherte Zukunft gab es für mich schon lange nicht mehr. Den Wunsch nach Familie und Kinder hat er mir selber aus dem Kopf geschlagen. Aus und vorbei, ich war alleine und das "hey na" war gerade mein einziger Kontakt zur Aussenwelt, weil ich mich seit über einem Monat in meinen 4 neuen Wänden, die ich nun Zuhause nenne, verkrochen habe. Du musst wieder raus, dachte ich mir, doch bis ich mich wirklich vor die Tür getraut habe, dauerte es noch ein paar Monate. Mit vor die Tür meine ich selbstverständlich nicht den Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder zu jeglichen Erledigungen, die einfach gemacht werden müssen. Ich meine in die Öffentlichkeit zu Veranstaltungen, mit Freunden, Abends ausgehen, neue Menschen kennen lernen, all das, was eigentlich Spass macht.

Alleine - das war ein ganz neues Gefühl! Das war etwas, wovor ich Angst hatte, weil ich nie wirklich alleine war. Wenn man immer eine Person in seiner Nähe hat, ist man schnell abgelenkt, man vergisst sehr oft auch mal Zeit für sich zu nehmen, weil man sich einredet, man müsse für die andere Person immer da sein. Das muss man nicht. Man macht sich weniger Gedanken über sich und seine Zukunft. Man denkt generell weniger nach und mich hat das so ein bisschen verblöden lassen, fürchte ich jetzt. Ich habe mit Menschen unter einem Dach gelebt, die waren alle besser gebildet als ich - Meister, Studierter, Arzt und dennoch war ich der Einzige, der einen vernünftigen deutschen Brief schreiben konnte. Ich habe diese Menschen an die Wand diskutiert. Seitdem weiß ich ganz sicher, dass dir das beste Studium nichts hilft, wenn du dumm bist... Aber wenn du niemanden in deiner Nähe hast, der dich versteht, weil er annähernd verstehen kann, was du erzählst und der mitdiskutieren kann, fühlst du dich auch ganz schön alleine und irgendwann nimmst du einfach hin, dass jemand versucht dich als dumm darzustellen und dir immer wieder belanglose Sachen erklärt, die du eigentlich besser weisst als er, nur, damit er sich besser fühlt. Ich hab vergessen an mich zu denken, daran, dass ich eigene Träume und Wünsche habe. Daran, dass das ICH manchmal wichtiger ist als das WIR. Man sollte nicht dafür benutzt werden um jemand anderem die Wünsche zu erfüllen, denn, wenn das erledigt ist, wirst du in der Regel alleine dastehen. 

I've learnt to stand alone, to live alone, to be alone in every fuckin' situation of my life. I've grown up so much in the last few month. I've learnt to fight for my opinion and to reach every point I wanted to go for. This is the fact when you realise you reached the turning point.

Und genau an diesem Punkt macht das Leben von ganz alleine eine große Drehung und gibt die Chancen, die du vorher nicht für möglich gehalten hättest.  
12 Stunden, 98 Likes, 12 Nachrichten - die Bilanz des heutigen Tages!
Früher war das der Beweis dafür etwas wert zu sein und nicht irgendwo im Sumpf aus Selbstmitleid und Trauer über das alleine sein zu versinken. Ich brauchte unbedingt diese Bestätigung.
12 Stunden, 98 Likes, 12 Nachrichten - die Bilanz des heutigen Tages!
Heute sind sie egal und ich lösche ein Like nach dem anderen und denke mir, dankeschön, aber ich brauche das jetzt nicht mehr, denn es bedeutet nichts. Es kommt keineswegs darauf an, wie beliebt du bei tausenden von Menschen bist, es reicht, wenn eine Person dir das gibt, was du immer vermisst hast und damit gehe ich wieder offline. Wenn die Lust auf Verzicht fehlt, war die Motivation offenbar nicht groß genug...

Montag, 7. August 2017

Seit wann liebst du mich eigentlich?

Gestern, als wir vorm Fernseher saßen, sagt sie, fragt mein Freund mich auf einmal: Seit wann liebst du mich eigentlich...?

Seit wann liebst du mich eigentlich, denke ich. Ist das etwas, was man so einfach in Zahlen ausdrücken kann oder ist das etwas, was sich langsam einstellt? Was ist Liebe? Liebe wird oft über stärkste Zuneigung und Wertschätzung einem Menschen definiert. Ich denke, man kann nicht so einfach sagen, wann diese Zuneigung erreicht ist. Es ist ein Gefühl, was man zulassen muss. Es gibt Menschen, bei denen geht das schneller, es gibt Menschen, die warten damit, weil sie Angst haben. Möglicherweise, weil der Kopf sie ausbremst den Gefühlen ihrem Freiraum zu geben.

Flashback. Ich liebe dich, sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich bleibe stumm. Du liebst mich nicht, denke ich. Du bist gerade high von dem netten Abend, den wir hatten. Du verwechselst gerade deinen erhöhten Adrenalinspiegel und das damit verbundenene Kribbeln im Körper mit einem intensiven langanhaltendem wachsenden Gefühl. Ich kann die Worte nicht erwidern, es fühlt sich gelogen an. Du weisst nicht, wie weh du mir gerade damit tust, denke ich. Ich versuche etwas dagegen zu sagen. Ich kann nicht. Mir fehlen einfach die Worte. Nicht vor Glück, sondern, weil du mit mir spielst und genau jetzt wird mir das klar. Ich hatte oft das Gefühl, dass du mich benutzt, dass die ganzen Stories gelogen sind. Was muss ich tun um bei dir wohnen zu dürfen? Es fühlt sich gut an, nach zwei Wochen irgendwo heim zu kommen und Zuhause zu sein. Wir wären ein perfektes Paar. Willst du mich heiraten, wir werden wundervolle Kinder bekommen, kündige deinen Job, schmeiss alles hin, wir gehen irgendwo hin, wo es schön ist, nur du und ich und jetzt schließlich das "ich liebe dich". Das ist alles, wovon ich immer geträumt habe. Das ist alles das, was sich gerade vollkommen falsch und irreal anfühlt, weil ich weiss, wie wenig es dir bedeutet das zu sagen, wie wichtig mir diese Dinge sind und wie weh es morgen früh tut, wenn du weg bist. Du bist ein weiterer dieser Männer, die wie ein Traum aussehen, die sich aber im Nachhinein als große Seifenblase entpuppen, die zwar von aussen schön schillert und traumhafte Bilder spiegelt aber sich einfach als leere Versprechung herausstellt, wenn sie platzt. Du weisst, was du sagen musst, damit sie tut, was du willst. Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Wir kuscheln uns aneinander, du schläfst ein. Ich liege noch eine ganze Weile wach. Das ist keine Liebe...

Ich überlege gerade, wann ich einer Person das letzte Mal diese drei Worte gesagt habe und sie wirklich ernst meinte. Ich glaube, es war letzte Woche. Ich glaube, die Menschen reden zu wenig über Gefühle. Das sind Dinge, die in dir passieren. Deine Umwelt kann sie nicht sehen, du musst dich schon mitteilen! Allgemein wird das Reden über Gefühle noch als weiblich und Schwäche verkauft und wir Frauen versuchen verzweifelt es zu unterdrücken, weil wir ernst genommen werden wollen und als stark gelten wollen. Weil die Männer Frauen wollen, die selbstständig und tough sind (das sagen sie zumindest) und so wirken wir dann nach aussen. Dann stehen wir da plötzlich, denken, er ist alles, was ich jetzt gerade will und haben Probleme unsere Toughness aufrecht zu erhalten, denn wir wollen nicht, dass er geht. Wir wollen nicht das falsche sagen, also sagen wir gar nichts oder tun gleichgültig. Und wenn wir dann alleine sind, denken wir uns, warum sagst du ihm nicht, wie gern du ihn hast oder wie großartig er ist, wie toll er manche Dinge macht? Ja, warum sagst du es ihm nicht? Ganz einfach, weil du dieser Person in dem Moment die Macht gibst dich furchtbar zu verletzen oder zum glücklichsten Menschen der Welt zu machen. Und egal, wie schrecklich die Blamage beim letzten Turnier war, wie weh es getan hat, als du dir den Arm gebrochen hast oder wie sehr du gelitten hast, als du im Job versagt hast, das gebrochene Herz ist immer noch die schlimmste aller Verletzungen. Das, wovor wir am meisten Angst haben. Es hat in der Vergangenheit Kriege ausgelöst, es hat Menschen leiden lassen und es bringt Menschen zum Selbstmord. Aber dennoch sagen wir nichts, weil wir zu viel Angst vor der Enttäuschung haben. Ich liebe dich, Mami, habe ich letzte Woche gesagt, denn es gibt Menschen, die liebt man bedingungslos und man erwartet noch nicht einmal eine Antwort darauf. Vielleicht ist das die reinste Form von Liebe!

Es gibt keine einstimmige Lösung dafür, wann das "ich liebe dich" gesagt werden sollte. Das entscheidet jeder für sich selbst. Wir kennen uns richtig seit etwas mehr als zwei Jahren, sagt sie. Wir kennen uns flüchtig aber schon viel länger. Seine Eltern kenne ich auch schon ewig aus dem Sportverein. Wir sind aber erst seit kurzem ein Paar. Er wohnt bereits bei mir und dann lächelt sie und du siehst am Leuchten ihren Augen, wie glücklich sie das macht. Gestern, als wir vorm Fernseher saßen, sagt sie, fragt mein Freund mich auf einmal: Seit wann liebst du mich eigentlich...? Ich habe wohl etwas verwundert geschaut, führt sie fort. Da sagt er: Ich liebe dich schon eine ganze Weile. Ich hätte viel früher etwas sagen sollen, aber mir ist das leider erst viel zu spät bewusst geworden, weil ich Angst hatte... Und dann wird es still in unserem Weiberbüro und insgeheim denkt jede: Fuck, ich will auch so einen Mann, der Mann genug und mutig genug ist, das auszusprechen, was wir uns nicht trauen, weil wir leider viel zu beschäftigt damit sind unser Bild nach aussen aufrecht zu erhalten, als uns um das zu kümmern, was uns am Leben hält - unser Herz!

Freitag, 4. August 2017

Für die Welt bist du irgendjemand...

Ich hätte dich nicht einmal wahr genommen... Du warst einer der vielen Männer, die mich täglich angeschrieben haben. Du bist für mich so zu sagen one in a million. Nichts besonderes und genau aus diesem Grund habe ich das auch einfach mal so nebenbei laufen lassen, während ich auf der Suche nach dem Besonderem war. Wir haben viel miteinander geschrieben, uns viel über Kleinigkeiten unterhalten, nichtige Dinge, die mich absolut nicht interessiert haben. Du warst halt genau so enttäuschend, wie alle anderen Männer. Wir haben es nicht mal bis zum ersten Date geschafft.Wir konnten uns über lustige Dinge unterhalten, aber der Rest passte halt nicht. War ein netter Zeitvertreib, aber das war es auch. Irgendwann verlor sich die Unterhaltung einfach aus den Augen.

Seit einigen Tagen schreibst du wieder. Wie es mir gehen würde, was sich in der Zwischenzeit ergeben hätte. Ich bin mir nicht sicher, was das soll. Du hast jemanden kennen gelernt, es würde sehr gut laufen. Sie ist eine wirklich tolle Frau, ihr trefft euch seit ein paar Wochen. Du glaubst, dass sie es ist. Sind wir jetzt auf einmal beste Freunde? Was soll das? Ein paar Tage vergehen, dann meldest du dich wieder.

Sie wäre ein Traum, du würdest dir jetzt eine eigene Wohnung suchen, möglichst viel Zeit mit ihr verbringen, es ginge da einiges. Stop! Too much information! Laut deinen Aussagen beginnt für dich nun ein neuer Lebensabschnitt. Sie wäre eine echte Traumfrau. Du bist jetzt vergeben. Sie erfüllt dir alle deine Wünsche. Das freut mich für dich. Bei uns hätte das nicht geklappt, denn für mich bist du nur einer von vielen und für die Welt bist du irgendjemand...

... aber für irgendjemanden bist du die Welt!

Donnerstag, 3. August 2017

Große Liebe

Er war meine große Liebe, sagt sie und schaut mich an. Was soll ich dazu sagen, du bist verheiratet, du wohnst in einer Villa, hast nen guten Job, im Grunde einen Mann, der sich um alles kümmert und heulst deiner Jugendliebe hinterher... Irgendwas läuft hier falsch, denke ich. Die Stille zwischen uns ist schon unangenehm. Was macht er heute, frage ich. Er ist Arzt, wohnt mit seiner Frau in Brandenburg. Okaaaay, denke ich. Er war immer so höflich und meine Eltern mochten ihn auch sehr. Er sah gut aus, war überall ein gern gesehener Gast, jeder mochte ihn, er war eigentlich perfekt, wie gesagt, die große Liebe... Dann zog er weg um zu studieren...

Mich lässt den ganzen Nachmittag die Unterhaltung nicht los. Es war die große Liebe. War... also ist es vorbei und trotzdem lässt es sie seit Jahren, Jahrzehnten nicht los. So sehr, dass sie jedes Jahr zum Geburtstag gratuliert, sie sich darüber Gedanken macht, ob die Herzchen im Bild mit dem Blumenstrauß zu aufdringlich sein könnten und womöglich darauf schließen lassen könnten, dass... Ich grinse innerlich gerade darüber, wie viele Herzchen und Küsschen über Whatsapp, per SMS oder sonste wo versendet werden und wie wenig sie bedeuten. Sie verwendet Stunden darauf das richtige Bild für die Geburtstagsnachricht auszusuchen und braucht auf einmal einen eigenen E-Mailaccount mit geheimen Passwort um mit ihm zu schreiben.

Das ist nicht die große Liebe, denke ich. Du trauerst einem Bild nach, was in der Vergangenheit liegt, einer Person, die sich verändert hat, die heute eine ganz andere ist. Du willst, dass die paar schönen Erinnerungen, die sich in deinem Kopf festgesetzt haben, wiederkommen, die damit verbundenen Gefühle, die dein Gehirn über die Jahre geschmückt hat. Vielleicht war es damals nur ein Kuss, eine Umarmung, aber für dich ist es gerade der schönste Moment deines ganzen Lebens und genau den willst du jetzt. Wir vergessen oder verdrängen oft schlechte Erinnerungen, es sei denn sie waren besonders einschneidend. Wir versuchen sie in Träumen zu verarbeiten, vielleicht ein Schutzmechanismus unseres Körpers. Übrig bleiben die positiven Dinge und die lässt unser Gehirn oft gerne positiver sein, als sie in dem Moment waren. Aber du nennst diese übrig gebliebene Erinnerung, die sich in deinem Kopf über Jahre verbessert hat, als wie sie wirklich war, große Liebe.

Es wird viel über die Liebe geschrieben. Es gibt nur eine große Liebe, sagte man mir. Liebe würde wachsen. Liebe wäre etwas für den Moment. Ich habe keine Ahnung, welche dieser Theorien die richtige ist. Du redest dir ein, Liebe kann man nicht beeinflussen. Das ist deine Ausrede dafür, dass du seit Jahrem einem Mann hinterher trauerst, der gar nicht mehr zu dir passt, der weit weg wohnt und mit Frau und Kinder ein eigenes glückliches Leben führt. Seien wir ehrlich: Wäre es die große Liebe gewesen, du wärest mitgegangen, du hättest damals alles liegen gelassen um mit ihm zusammen zu sein. Du hättest dir die Zeit für ihn genommen um ihn zu sehen. Aber du hast das nicht...

Und jetzt benutzt du ihn um deine eigene Unfähigkeit zu verbergen, denn es hört sich besser an, der wahren großen Liebe hinterher zu trauern, die leidenschaftlich und voller Überraschungen gewesen ist (was sie nicht war, denn das sagen dir nur deine falschen Erinnerungen), als von einer Sache einfach nicht los zu kommen, weil man nicht stark genug ist die Ablehnung zu verarbeiten. Ich weiss nicht, ob man hier überhaupt von Liebe sprechen kann. Ihr wart gerade mal drei Monate zusammen...

Dienstag, 1. August 2017

13 Jahre

Heute genau auf den Tag ist es 13 Jahre her, dass ich meine Ausbildung begonnen habe. Damals als man noch ganz aufgeregt morgens zur Arbeit fuhr und nicht wusste, was kommt. Als man sich dafür entschieden hatte für die nächsten 2 Jahre in einer Firma zu sein und zu lernen...

Ich war ganz aufgeregt, ich konnte gestern gar nicht schlafen. Ich war heute morgen auch noch so aufgeregt, sagt meine neue Auszubildende. Niedlich, wie die ganzen "Neuen" in Ihren Hemdchen und Blüschen durch die Firma geführt werden und überall lächeln müssen und sich anhören müssen, was dort passiert. Damals, denke ich, da hast du genauso aufgeregt da gestanden und wusstest nicht, was als nächstes passiert. Heute, überlege ich weiter, heute macht dich selten etwas so nervös. Das ist gerade mal 13 Jahre her. Mich überrascht dennoch, wie man sich verändert und entwickelt.

Witzig, dass ich damals auch in der Abteilung Versand meine Ausbildung begonnen habe. Der Abteilung, in der ich heute sitze. Andere Firma, anderer Kompetenzbereich, aber gleiche Abteilung. Es hätte mich durchaus schlimmer treffen können. Ich erinnere mich noch ziemlich genau, an die Dinge, die ich als erstes zu erledigen hatte und wie ich Angst hatte etwas falsch zu machen. Ich will es meiner Auszubildenden heute einfacher machen. Sie soll keine Angst haben, soll gleich Teil der Abteilung sein. Ich denke, der Erfolg einer Ausbildung hat viel damit zu tun, wie wohl man sich in seinem Umfeld fühlt. 

I've grown up so much. Ich denke, wenn ich damals einige Dinge gewusst hätte oder einige Erfahrungen bereits gemacht hätte, die ich heute hinter mir habe, hätte ich es etwas einfach gehabt. Aber es ist gut gelaufen, wie es gelaufen ist. Ich kann mich nicht beschweren. Ganz nervös stottern einige Auszubildende ihren Namen - genau wie ich vor 13 Jahren. Hätte man mir damals gesagt, in ein paar Jahren wirst du zu Meetings einladen, du wirst die Meetings leiten und ganz alleine Entscheidungen treffen müssen, auch, wenn die nicht immer schön sind, ich hätte denen nicht geglaubt, dass ich das irgendwann könnte - ohne mir darüber großartig Gedanken zu machen.

Ich gucke meine zweite Auszubildende an. Sie ist heute die "Große" geworden und ins dritte Lehrjahr gekommen. Vor zwei Jahren saß sie ihren ersten Tag bei mir. Du bist erwachsen geworden, denke ich. Da unterbricht sie meine Gedanken und sagt: Damals war man noch so vollkommen planlos. So ein richtiges Bild bekommt man erst, wenn man überall in der Firma einmal war und jetzt verstehe ich auch, warum du auf manche Sachen früher immer so aufgepasst hast. Das Telefon klingelt. Eine Kollegin vermisst eine Lieferung. Bevor ich fragen kann, was sie mit der Lieferung gemacht hat, sagt sie: Alles schon geklärt. Ich grinse. Du lernst nicht nur einen Beruf, du lernt selbstständig zu sein, du wirst eine eigene Persönlichkeit. Ich denke, sie ist nun so weit, der Abschluss ist Formsache.

Und allen Neu-Azubis wünsche ich einen erfolgreichen Start in Arbeitsleben! In zwei Jahren werdet ihr euch wundern, wie schnell die Zeit vergeht und alle anderen werden sehen, was für wundervolle Persönlichkeiten ihr entwickelt habt ;)