Dienstag, 15. August 2017

Decisions, stripped

Nobody's perfect.

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Niemand hat eine perfekte Kindheit, jeder macht Erfahrungen, die einen mehr, die anderen weniger schlimm. Diese Erfahrungen tragen wir mit uns rum. Wir sind beeinflusst durch unsere Bezugspersonen in der Kindheit, erfahren durch sie Verlust, Angst und Unsicherheit, werden an den Leistungen der Geschwister gemessen. Uns wird eine Beziehung vorgelebt, die wir als richtig erachten, denn wir kennen keine Alternative. Hinzu kommen unsere eigenen Beziehungen, die einen großen Teil davon ausmachen, wie sehr wir uns vor neuen Verletzungen fürchten. Beides zusammen hat großen Einfluss darauf, wie sehr wir uns für neue Erfahrungen und vor allem neue Beziehungen öffnen. Um Vertrauen zu schaffen müssen alte negative Erfahrungen geheilt und neue positive Erfahrungen gemacht werden. Nur dann ist es möglich sich ohne Angst und Selbstzweifel auf den neuen Partner einzulassen.

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Ich werde heute von meinen Erfahrungen erzählen, von den negativen, die mich zu der Person machen, die ich heute bin. Ich werde versuchen, so ehrlich zu sein, wie es nicht einmal meine besten Freunde kennen und auch niemals kennen werden. Passend zu meiner Laune zieht draussen gerade ein riesiges Unwetter vorbei. Ich überlege einfach mal raus zu gehen, mich in den Hagel zu stellen und mir all die negativen Sachen aus dem Kopf schlagen zu lassen. Doch das geht leider nicht, die Erinnerungen sind stärker als der Hagel es jemals sein wird.

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Ich war vielleicht 15 Jahre alt. Ich habe meinen Bruder auf dem Arm. Der Kleine quängelt und hat Hunger. Ich hab nicht mehr so viel Zeit bis ich ihn in den Kindergarten bringen muss. Es klingelt an der Tür. Davor stehen zwei Polizisten und sie haben meine Mama dabei. Sie ist vollkommen voll. Ob mein Papa Zuhause wäre, fragt einer. Ich schüttele den Kopf. Okay, lass deine Mama mal ins Bett. Sie torkelt an mir vorbei. Ich verabschiede mich von den Polizisten und schließe die Tür, ziehe meinen Bruder an mich. Sie werden dich nicht bekommen, flüstere ich und gehe wieder in die Küche um ihm etwas zu essen zu machen. Als ich aus dem Kindergarten wiederkomme, schaue ich nach meiner Mutter. Sie liegt im Bad auf dem Boden und pennt. Ich kann gerade nicht sagen, was schlimmer ist: der Gestank der ganzen Flüssigkeiten, die sie nicht an sich halten kann oder der widerliche Geruch des Alkohols, der das alles hier verursacht. Ich erzähle Papa später, dass die Polizei diesmal mit ihr da war. Es war nicht das erste mal, aber es war das erste Mal, dass sie meinen Bruder gesehen und gemustert haben. Wenn sie uns trennen, sage ich, bleibe ich lieber Zuhause und kümmer mich um ihn, ich will nicht, dass sie uns trennen. Papa sagt nichts und ich weiß in diesem Moment, wenn der Brief des Jugendamts kommt, ist für mich die Schule vorbei! Der Brief kam zum Glück nie, aber wäre es soweit gekommen, meine Entscheidung hätte gestanden.

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Sie will die Tür öffnen. Ich ziehe sie wieder zu und schreie sie an: was bist du für eine Mutter? Du lässt deine Kinder hier alleine, du bist widerlich, guck, wie du aussiehst, weisst du, was du uns antust nur wegen deines Alkohols? Ich solle mich nicht so aufregen, sagt sie. Nicht aufregen, brülle ich zurück und reg mich nur noch mehr auf. Du bist das letzte sage ich zu ihr. Wenn du jetzt durch diese Tür gehst, bist du nicht mehr meine Mutter! Was willst du tun, mich schlagen? fragt sie und stellt sich provozierend vor mich. Ich würde, sage ich, aber ich bin nicht auf deinem Niveau. Sie sagt nichts, geht aus der Tür und lässt sie scheppernd hinter sich ins Schloss fallen. Jahre später verstehe ich erst, dass die Entscheidung richtig war, einfach nichts zu tun. Diese Frau war krank, sie hätte es nicht verstanden. Abends ruft Oma an und fragt, wo Mama sei. Ich habe keine Mutter mehr, sage ich damals.

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Sollen wir uns scheiden lassen, fragt Papa. Ich nicke und füge hinzu: ich möchte aber, dass sie nichts bekommt und ich will bei dir bleiben!

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Wir sind vielleicht Geschwister, sagt sie, aber das ist auch alles. Ich will mit dir nichts zu tun haben. Ich will mit dir nicht gesehen werden, du bist hässlich und fett! Ich wusste immer, dass sie sehr oberflächlich ist, aber das von der eigenen Schwester in der Tonlage zu hören, tut schon sehr weh. Und obwohl es sehr verletzend ist, entscheide ich jedes halbe Jahr mal zu fragen, wie es ihr geht und ihr trotzdem zu Weihnachten eine Kleinigkeit zu schenken. Ich bekomme jahrelang nichts von ihr. Es ist bei der ganzen Familie so. Sie nimmt aber gibt nichts. Sie tut mir leid, so viel Oberflächlichkeit macht einsam. Sie ist in ihrer eigenen Welt unterwegs mit Fakefreunden in Verkleidungen. Da fühlt sie sich wohl. Hier wird sie für ihren viel zu krass runtergehungerten Körper gefeiert, weil sie wie eine dieser Figuren aussieht. Ich wünsche ihr nur, dass sie eines Tages jemanden kennenlernt, der ihr das wahre Leben zeigt!

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Dein Bruder hat Krebs, sagte sie und von diesem Zeitpunkt an weint Mama nur noch. Ich kann sie nicht mehr weinen sehen. Papa schickt uns oft ins Kinderzimmer zum spielen, kommt erst Stunden später wieder rein. Ich weiss nicht, was Krebs genau bedeutet, aber ich weiss, dass Menschen daran sterben. Ist mein Bruder also bald tot? Noch sitzt er friedlich auf seinem Bobbycar und hupt. Wenn es etwas gibt, womit ich dir das Leben jetzt schöner machen kann, denke ich, dann werde ich das tun! Wir wissen zu dem Zeitpunkt alle nicht, wie viel Zeit uns noch zusammen bleibt.

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Sie haben ihn umsonst operiert, da ist nichts mehr gewesen, sagen meine Eltern. Dein Brüderchen hat aber alles gut überstanden. Ich bin geschockt, dass bei der modernen Medizin heutzutage sowas überhaupt möglich ist. Wenn ich könnte, ich würde sie genauso quälen!

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Es ist kurz nach 22:00 Uhr und mein Handy klingelt. Dann haben sie das Fenster auf gemacht und man hat gespürt, wie sie den Raum verlassen hat, sagt meine Mama. Kurze Zeit später legen wir auf. Ich schlucke, nehme meinen Bruder wortlos in den Arm. Wir wissen es beide. Sie ist tot. Wir bringen ihn nach Hause. Ich sage den ganzen Abend nichts mehr, keine Träne, einfach gar nichts. Als ich am nächsten Morgen in der Arbeit sitze, kommen dann die Tränen. Einen Tag später stehen wir am Grab. Die Trauergemeinde verzieht kaum eine Miene. Nur meine Familie weint. Als wir die Blumen ins Grab werfen, bricht mein Bruder fast zusammen und keiner ausser mir hält es für nötig ihn zu trösten oder ihm zu helfen. Anscheinend ist hier jeder mit sich selbst beschäftigt. Es tut mir leid ihn so leiden zu sehen, greife ihm unter die Schulter und gehe ein Stück mit ihm zur Seite, etwas später runter vom Friedhof. Sie quält sich nun nicht mehr, manchmal ist das besser, sage ich zu ihm. Er nickt. Ich wische ihm die Tränen weg, gebe ihm noch ein Taschentuch. Sie quält sich nun nicht mehr, aber es ist als wäre die Qual auf meine Mama übergesprungen, die seitdem immer mehr im Sumpf von Trauer, Verlust und Selbstmitleid versinkt bis hin zur Depression. Sie war für dich da, als du klein warst, du wirst da sein, wenn sie dich braucht, entscheide ich und so bin ich jeden Freitag bei ihr um sie ein bisschen von ihren Sorgen abzulenken.

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Wir sind seit ca. 5 Jahren zusammen. Es lief nicht gut, aber ich bin halt nicht alleine. Ich hatte mir eine glückliche Beziehung irgendwie anders vorgestellt. Er hängt immer mit seinem Kumpel rum, sie lassen ein Mädchen in Hotpants bei ihm Zuhause putzen und schauen ihr dabei zu! Ich finde es widerlich, wie sie mit der Trulla umgehen, aber dazu gehören zwei Seiten - die, die das Angebot macht und die, die darauf eingeht! Ich weiss, dass er mich schon seit längerem anlügt. Ich bin mir sicher, dass sie kiffen, er stinkt nach Rauch, wenn er nach Hause kommt. Bei einer Verfolgungsjagd durch die Innenstadt hat er seinen Führerschein verloren. Ich hab keine Lust mehr ihn durch die Gegend zu chauffieren, soll er laufen. Er soll aus seinen Fehlern lernen. Ich fühle mich im Moment überflüssig. Ich hab meinen Job verloren und versuche verzweifelt irgendwas sinnvolles mit meiner Zeit anzufangen um mir wenigstens ein wenig Würde zu bewahren. Eines Abends erzählt er mir, er hätte mit seinen Kumpels jetzt den großen Coup geplant, wir müssten uns bald keine Sorgen mehr um Geld machen, sie würden sich das Zeug aus Holland holen und dann strecken. Bitte, was? Ich denke, ich höre schlecht und bitte ihn das nicht zu tun. Er antwortet nicht. Eines Nachts ruft er mich von der Arbeit aus an. Ich könnte ihn bitte abholen, er habe seinen Job geschmissen, hätte sich mit seinem Chef geprügelt. Mir ist das unheimlich peinlich. Ich würde am liebsten im Boden versinken. Ab jetzt geht es nur noch bergab - in rasender Geschwindigkeit! Die folgenden Wochen sehe ich ihn nur noch, wenn er nachts spät und bekifft nach Hause kommt. Er bettelt mich jedes mal um Geld an, wenn er morgens geht. Sie würden sich Pizza bestellen oder was zu trinken kaufen sind die Ausreden. Ich weiss, dass unser letztes Geld für Gras drauf geht. Ich lebe mittlerweile von 10 Euro in der Woche, was auf Wasser, Brot und ein wenig Aufschnitt beschränkt ist. Ich hätte nie gedacht, dass es eines Tages wirklich so weit kommen müsste. Mittlerweile beklaut er mich sogar! Wenn er nicht da ist, unterhalte ich mich mit einem seiner Kumpels im Internet. Der gibt mir ein paar mehr Hintergrundinformationen als die, die ich mir eh denke und mit denen ich auch vollkommen richtig liege. Eines Morgens eskaliert es. Als ich aufstehe, wirft er mir im Wohnzimmer Tische und Stühle entgegen, beschimpft mich als Schlampe und behauptet, ich würde ihn betrügen. Nichts davon stimmt. Er greift sich ein langes Messer und verlässt die Wohnung. Ich warne die betreffende Person noch vor. Als er abends wieder kommt, stehen seine Sachen gepackt vor der Tür. Es reicht... Er droht mir noch, nur weil ich mit ihm zusammen gewesen wäre, wäre mir bis jetzt nichts passiert, weil alle wüssten, wie starkt er wäre... Bla bla bla... Einen Scheiß ist er! Ich habe keine Angst, mir ist bis heute immer noch nichts passiert!

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Ich sitze auf dem Sofa, schaue meine Mama an. Hol mich da raus, flehe ich sie an, bitte hol mich raus. Sie zögert. Ich habe keinen Platz, sagt sie. Mama, ich kann nicht mehr, bitte hilf mir. Sie schüttelt den Kopf, zuckt mit den Schultern. Ich habe keinen Platz. Du hast keinen Platz? denke ich, wir haben zu fünft in diesem Haus gewohnt und nun hast du keinen Platz für dein Kind? Mir ist das unverständlich. Sie nimmt mich in den Arm. Du schaffst das, sagt sie. Ich schaff das, denke ich, aber ich werde es ohne dich machen. Die Sachen sind gepackt. Ich schaue aus dem Küchenfenster. Papa und der Anhänger fahren vor. Das wird das letzte mal sein, dass ich hier stehen werde, denke ich und mir tut nichts leid, ich werde nichts vermissen. Ich will, dass da n Strich drunter kommt und dann ist es vorbei. Wir laden die letzten Schränke auf den Anhänger. Ich merke, dass mein Papa schon mit der letzten Kraft kämpft, aber er ist da und darauf kommt es an... Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. Vor mir stehen lauter Müllsäcke voll mit Klamotten, unheimlich viel Kleinkram, Erinnerungen und alles, was ich über die letzten Jahre angesammelt habe. Alles braucht einen neuen Platz. Mama sehe ich erst wieder, als es Kaffee zur Einweihungsparty gibt. Ich entscheide mich dafür, dass einfach hinzunehmen. Du hast nur zwei Eltern und niemand weiß wie lange noch.

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Das schlimmste sind die Dinge, die ich da lassen musste, die ich nicht mitnehmen konnte, weil sie den Rahmen meiner Wohnung gesprengt hätten. Manchmal muss man sich von Dingen trennen, auch, wenn man sie liebt und sie einem gut tun. Ich lasse noch ein paar Flocken in das Aquarium rieseln, wie ich es immer gemacht habe. Die Skalare folgen meinem Finger wie immer. Die sind schon gut auf mich trainiert, denke ich und das macht den Abschied nur noch schlimmer. Vorbei sind die unzähligen Stunden vorm Aquarium, in denen ich einfach nichts gemacht habe und mir die großartigen bunten Fische angeschaut habe. Ich war selten so entspannt! Darin hab ich meine ersten Babyfische groß gezogen, sie gefüttert und dann endlich ins größere Aquarium zu meinem Kampffisch gesetzt bis sie groß genug waren, es mit den Skalaren aufzunehmen. In lovin' Memory of Alvin & Co - ich hoffe ihr lebt noch und es investiert jemand so viel Zeit und Geld in euch, wie ich es gemacht habe. Wenn du ein Tier bei dir wohnen lässt, musst du ihm den bestmöglichen Lebensraum bieten, ansonsten ist es kein Leben!



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Sie hat gesagt, du hast sie vor die Tür gesetzt, sagt Mama. Ich stehe um 05:00 Uhr auf, sage ich, sie hat keinen Job. Wir waren müde. Mich macht diese dumme Aussage meiner Schwester gerade unheimlich wütend. Es gab Eis, Süssigkeiten, wir haben ihre Animes geguckt, ich habe sie höflich gebeten zu gehen, weil wir müde waren, uns für sie extra beeilt, damit wir pünktlich anfangen können und da ist sie auch noch zu spät gekommen, war sich zu fein ein paar Kleinigkeiten mitzubringen um die ich sie gebeten habe, ich hätte sie sogar bezahlt und dann bekommst du als Dankeschön noch ein "Du hast mich vor die Tür gesetzt. Mit euch mache ich nie wieder was!" Danke, bis in einem halben Jahr!

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Ich könnte noch weitere Dinge aufzählen, aber das würde den Rahmen sprengen.
Ich bin so ziemlich der geplanteste Mensch, den ich in meinem Umfeld kenne. Ich habe "To-do-Listen", Einkaufslisten, wiederhole regelmäßig zu erledigende Dinge und kann nachvollziehen, wohin jeder Cent gegangen ist. Doch in letzter Zeit passiert es immer häufiger, dass ich von meinen Langzeitplanungen abweiche, mir Zeit für andere Dinge verschaffe, wo eigentlich keine Zeit ist und ganz spontan Dinge tue, die ich damals nicht getan hätte. Mein Umfeld bescheinigt mir dafür keine Hobbies zu haben und einfach planlos durch die Gegend zu laufen. Das mag für euch alle auch so aussehen, aber ich tue einfach das, worauf ich gerade Bock habe. Und wenn das bedeutet, dass ich den ganzen Sonntag mit Laptop im Bett verbringe, dann ist das so. Es kann aber ebenso sein, dass ich meine Sachen packe und Abends den Sonnenuntergang am Fähranleger an der Elbe anschaue. Das ist die wahrscheinlich wichtigste Entscheidung, die ich jemals gemacht habe. Vielleicht machst du ab jetzt einfach das was dir gefällt. Nein! Vielleicht ist so ein feiges Wort!!! JA, du machst ab sofort nur noch das, was du für dich am besten hälst! Und wenn ich keine Hobbies habe, dann habe ich eben keine, aber dafür war ich in der Zwischenzeit zufrieden!

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Ich sitze jetzte seit ca. 3 Stunden vor diesem Beitrag, muss immer wieder weinen, weil die Erinnerungen noch so nah sind und manchmal auch aus Frust, weil, ich denke, ich hätte etwas anderes aus meinem Leben machen sollen. Jeder dieser Niederschläge hat mich gefühlt wieder in der Entwicklung zurück geworfen, klein gemacht. Ich bin keine dieser großartigen Persönlichkeiten geworden, die ich so bewundere und die ich möglicherweise hätte sein können. Das einzige, was ich bin, ist entscheidungsfreudig. Viele Menschen haben Angst vor Entscheidungen oder zumindest Respekt, sie denken zu lange darüber nach, was nun der richtige Weg sein könnte. Es gibt keinen richtigen Weg, es gibt zwei Pfade mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen, du wirst dennoch dein Ziel erreichen. Entweder lehrt dich der Pfad etwas oder du meisterst einen sicheren ohne Probleme.
Es ist nicht immer einfach die richtigen Entscheidungen zu treffen - für sich oder manchmal auch für andere. Manchmal wünsche ich mir einfach, dass jemand da ist um mir die Entscheidungen abzunehmen. Aber so eine Person gibt es nicht, du triffst die Entscheidung selbst und du wirst dafür gerade stehen. Meist sind die Entscheidungen, die du aus dem Bauch heraus triffst sowieso die richtigen. Ich habe mir alle Szenarien tausend mal im Kopf durchgespielt. Ich hab abgewägt, wo ich später besser dastehen würde und was das vermeintlich richtige für mich zu sein scheint, alles deutet auf Plan A hin und dann steht man da und vergisst alles, was man sich vorher überlegt hat und wählt Plan B, weil der Bauch es sagt und in diesem Moment ist B richtig!

Du hast Angst, sagt er zu mir. Ja, ich habe Angst und darüber denke ich den ganzen Abend nach. Ich habe Angst vor der Dunkelheit oder eher vor unberechenbaren Menschen in der Dunkelheit, ich habe Angst vor dem Alleinesein, ich habe Angst vor Ablehnung, davor ausgelacht zu werden, vorm Versagen, davor nicht ernst genommen zu werden, vor Spinnen und manchmal habe ich Angst ich selbst zu sein. Ich habe Angst mir wichtige Menschen in meinem Umfeld zu verlieren. Aber ich habe keine Angst davor Entscheidungen zu treffen, egal wie schwer sie sein mögen. Und ich habe für mich entschieden den sicheren Pfad zu wählen, weil alles andere in meinem Leben unsicher genug ist. Ich lebe mit einer Krankheit, wo manchmal nicht sicher ist, ob ich am nächsten Morgen wieder aufwache. Ich habe ein unheimliches Bedürfnis nach Sicherheit. Ich will, dass alles in meinem Leben nach Plan läuft, aber ich bin gerne bereit die Planung abzugeben an einem Menschen, dem ich vertraue und der mir mehr Sicherheit gibt, als ein fester Job, ein hohes Gehalt, eine gesicherte Zukunft. All das ist nichts wert und viel zu schnell vergänglich. Ich suche Sicherheit dort, wo sie für mich am wichtigsten ist: Familie und Beziehung. Und bevor ich nun wieder anfange zu flennen, was mir in letzter Zeit total auf die Nerven geht, aber wahrscheinlich Teil meines "Clearing Process" ist, muss ich meine Kontaktpunkte vom Anfang zusammenfügen. Sicherheit bedeutet für mich, die Person zu finden, die dir die Angst vor der Zukunft nimmt, indem sie alle schlimmen Ereignisse der Vergangenheit ungeschehen macht.

Auf Youtube läuft Silbermond. Es gibt gerade nichts, was meine Gedanken besser ausdrückt:

Gib mir'n kleines bisschen Sicherheit
In einer Welt in der nichts sicher scheint
Und gib mir in dieser schnellen Zeit irgendwas das bleibt

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