Sonntag, 20. August 2017

FMEA

Aus Fehlern wird man klug, heisst es im allgemeinen Volksmund. Aber muss man Fehler wirklich erst immer machen um klüger zu werden?

Es gibt die sogenannte Failure Mode and Effects Analysis, dt. „Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse“. Ich habe mich letztens während einer Schulung in der Arbeit intensiv damit befassen müssen. FMEA zielt darauf, Fehler von vornherein zu vermeiden, statt sie nachträglich zu entdecken und zu korrigieren. Entwickelt wurde sie vom VDA (=Verband der Automobilindustrie). Und während der Vortrag über Reklamationsbearbeitung und Feldausfälle so auf mich niederrasselte, hatte ich Zeit mir darüber Gedanken zu machen, wie sich das auf mein Leben übertragen ließe und die erschreckende Erkenntnis ist, dass ich das System leider viel zu oft anwende...

It's been some time ago. Wir hatten seit ein paar Wochen geschrieben und ich war soweit mich mit ihm zu treffen. Es lief eigentlich gut, wir waren uns ziemlich sympathisch, konnten gut miteinander reden und wie immer kommen wir dann an den Punkt, wo getestet wird, ob Realität und Traumvorstellung, die man sich in den letzten Tagen gemacht hat, zusammen passen. Das ist die Zeit, wo man noch etwas vorsichtig ist, weil man die andere Person nicht wirklich kennt, aber sehr neugierig ist, weil du am liebsten alles sofort über ihn erfahren willst. Wollen wir klettern gehen, fragt er. NEIN! Wollen wir schwimmen gehen? NEIN! Wollen wir...? NEIN! Lass heute Abend zusammen Fussball gucken. Ok!

Warum zu allem nein? FMEA! Meine Analyse spuckt aus: Du könntest Fehler machen - lass es! Du könntest nicht so gut dabei aussehen - lass es! Du könntest damit womöglich enttäuschen - lass es! Wo ist das Problem? Es gibt eigentlich kein Problem, denn niemand ist perfekt, aber man versucht das Bild in dem Moment unbedingt aufrecht zu erhalten, denn wir wollen unser Gegenüber beeindrucken. Wir wollen, dass er uns mag, weil wir Angst vor Zurückweisung haben und dabei stehe ich selber auf Männer mit Ecken und Kanten, die irgendwas besonderes haben, also absolut nicht dem Perfekt/Normal entsprechen. So etwas ist viel interessanter und trotzdem versucht man selbst nach aussen perfekt zu sein. Ganz schön dumm eigentlich...

FMEA - die sagt mir jetzt gerade, es ist ein Fehler perfekt sein zu wollen. Mein ganzes System hat einen Fehler und der besteht in erster Linie darin keine Fehler zuzulassen. Und deshalb mache ich genau das, was ich am besten kann: Versagen - in jeglicher Art und Weise. Ich klecker und tropfe beim Essen. Ich saue meine Klamotten ein, bevor ich überhaupt auf dem Weg zur Arbeit bin. Ich kippe das Glas um, was direkt vor mir steht, renne gegen Paletten, Türen und Kollegen. Ich krieg manchmal keine Luft mehr, weil ich so sehr lachen muss. Ich weine, wenn bei König der Löwen Papalöwe stirbt. Ich rede den ganzen Tag, aber bekomme kein Wort raus, wenn Mr Perfekt auf einmal vor mir steht. Ich trete in jedes Fettnäpfchen. Ich höre mir von jedem die Probleme an, aber rede viel zu selten über meine. Ich bin viel zu schnell zu zickig, obwohl ich das gar nicht sein möchte. Ich möchte anderen Menschen helfen, aber nehme selbst keine Hilfe an. Mir fallen Dinge runter, weil ich zu faul bin zweimal zu laufen und mich überschätzt habe. Ich vergesse in letzter Zeit viel zu schnell Dinge, weil mein Kopf einfach zu voll von Infomationen ist, dass er sich selbst überlegt, welche revant und welchen unnütz sind. Und ich bin wahrscheinlich der Master of forgiven chances.

FMEA - das bedeutet eben auch, dass du perfekt bist, weil du nicht perfekt bist, weil man das große Ganze sehen muss. Wir haben hier keinen Feldausfall!

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