Sonntag, 27. August 2017

Okay, baby - what's it gon' take for you to be my lady?

Wir umarmen uns zur Verabschiedung. Das ist eigentlich ganz normal und machen wir sonst immer so, wenn wir uns sehen. Als er mich aber diesmal näher an sich zieht und nicht wieder loslässt, merke ich, dass das gerade ein sehr unglücklicher Schachzug war. Auf dem Parkplatz gehen gerade die Straßenlaternen aus. Nur aus der Bar kommt noch ein kleines bisschen Licht. ich merke seinen Atem an meinem Ohr, seine Stimme wird ruhig. Er flüstert mir gerade zu alles ins Ohr und ich weiss mir gerade nicht zu helfen, drücke ihn von mir weg und nehme ein paar Schritte Abstand. Ich bin müde, sorry, und dann bin ich weg!

Wir kennen uns seit Jahren, wir waren nie mehr als gute Freunde, was ist passiert?

Wir haben Nächte zusammen verbracht auf irgendwelchen Feldern und Sterne geschaut, wir haben einfach nur in der Stadt gesessen und uns über die Leute, die an uns vorbeigingen unterhalten, wir haben uns lange nicht gesehen und erst wieder seit kurzem Kontakt, aber es war alles wie früher. Wir teilen gleiche Interessen wie Eishockey und Fußball schauen und das haben wir gerne zusammen getan. Wir können unheimlich gut miteinander reden und er hört sich gerne meine Probleme und Sorgen an. Gleiches tue ich für ihn - doch da war nie mehr und da sollte auch nie mehr sein.

Und jetzt ist es gerade komisch. Wir können über alles reden, ja? schreibe ich am nächsten Morgen. Ich hab eigentlich keine Zeit zu diskutieren, weil ich zur Arbeit muss, aber mir brennt da etwas unter den Fingernägeln, was war das gestern? Gestern, da haben wir uns ganz normal nach der Arbeit getroffen zum Quatschen, hatten un ne Weile nicht gesehen, gab viel zu erzählen, er war im Urlaub, ich hab ne Menge neue Leute kennen gelernt. Es war ein netter Abend, wie immer. Komisch wurde es das erste mal, als er darauf bestand mich einzuladen. Ich dachte mir, okaaaaaay, neue Sitte, nächstes Mal bin ich halt dran. Wir verließen die Bar, standen bei unseren Autos und dann kommt da diese komische Sache bei der Verabschiedung. - Tu nicht auf kleines Dummerchen, Herzchen, schreibt er. Danach kommt den ganzen Vormittag nichts mehr.

Heute spielen unsere Vereine gegeneinander. Normalerweile immer ein lustiges Spektakel, bei dem wir uns gegenseitig verarschen. Heute wird das nicht so sein. Er fragt schon den ganzen Vormittag, ob ich vorbei kommen will und ich finde tausend Ausreden dafür es nicht zu tun. Was ist geworden aus "Heute Fußball?" - "Alles klar" - "Same procedure as every week B-)" Mehr mussten wir sonst nicht sagen und jetzt diskutieren wir seit über drei Stunden, weil ein nein nicht akzeptabel ist.

Ich bin nicht hingefahren, bin aber den ganzen Abend und Nachmittag abgelenkt und überlege, ob es die richtige Entscheidung war. Ich will nicht, dass sich an der Freundschaft was ändert, vll hätte ich alles so weiter machen sollen wie immer. Vielleicht ist das auf Abstand gehen jetzt genau der falsche Weg. Aber ich habe meine Entscheidung getroffen. Ganz intuitiv, wie ich es immer tue.

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