Mittwoch, 26. Juli 2017

¡OYE!

Früher, sagt meine Mama, bin ich zu meinen Freunden einfach hingefahren, hab an der Tür geklingelt und wir haben dann was unternommen. Heute, sage ich, brauche ich auf Wochen im Voraus einen Termin, wenn ich jemanden sehen möchte. Die sind alle so in ihre vermeintlich perfekten Leben eingebunden, dass keiner mal eben ne Stunde hat um ein wenig zu quatschen. Kommunikation, das funktioniert nur noch über das Handy. Das ist der Grund, warum wir nirgends ohne hingehen, warum wir uns fühlen, als hätten wir etwas vergessen, wenn es mal nicht dabei ist. Das Ding ist heutzutage alles - Notizbuch, Fotoapparat, MP3-Player und oft auch einzige Kommunikation mit der Aussenwelt. Traurig, aber wahr!

Ich bin einer dieser Menschen, die darunter leiden, dass Gespräche nur noch online stattfinden, dass man den Gegenüber nicht mehr lächeln sieht oder ihn zum trösten in die Arme nehmen kann. Ich hasse es, dass man den Menschen in seinem Umfeld nicht mehr zuhört und sich keiner die Zeit nimmt sich wirklich mit jemandem zu beschäftigen. Und wenn man das versucht, sagt man gleich, man wäre einem zu aufdringlich oder die Mitmenschen können mit der entgegengebrachten Aufmerksamkeit nicht umgehen. Wir sind so weit, dass wir Angst vor Berührungen haben und zurückzucken, wenn jemand  dir vermeitlich zu nahe kommt. Aber dennoch wollen alle die perfekte Beziehung - wie passt das bitte zusammen, wenn wir niemanden an uns ranlassen? Ich habe selbst das Gefühl, dass meine Gefühle so abgestumpft sind, dass alles, was ich rauskriege ein paar Tränen sind, wenn ich alleine bin.

Perfekte Beziehung - das gibt es nicht und perfekt, das bin auch ich nicht. Vielleicht zieht es sich deshalb auch wie ein roter Faden durch mein Leben, dass ich immer nur der zweite Platz oder die zweite Wahl bin. Wahrscheinlich ist es besser so. Man lernt mit Niederlagen umzugehen. Du musst halt nur einmal mehr aufstehen als wie das Leben dich zu Boden wirft! Und ich bin oft gefallen. Ich würde jetzt gerne eine schöne Geschichte schreiben, von den Freunden, die einem helfen und die für einen da sind, aber so ist das Leben nicht. Du stehst alleine auf, schüttlest den Dreck von den Klamotten und hoffst, dass keiner was gemerkt hat und sie nicht mit dem Finger auf dich zeigen. Sowieso weiss jeder besser, wie etwas laufen soll. Jeder, ausser mir und ich frage mich, womit sich alle das Recht nehmen über mich urteilen zu dürfen!?!

Ich bin nicht perfekt, ich habe Fehler, Kanten, Macken. Ich weiss, wie man ein perfektes Bild nach aussen erzeugen kann, aber ich weiss auch, wie schnell man das zerstört, wenn man Menschen wirklich nah an sich ran lässt. Alle wollen nur die schillernde leuchtende Seite, keiner möchte Probleme. Alle wollen Spass und Hobbies und Lachen, aber keiner tröstet, wenn du hingefallen bist. Dabei bedeutet es für den Menschen an sich viel mehr, wenn jemand hilft, wenn man Hilfe braucht. Ich weiss, das hört sich alles so leicht an, aber das ist es nicht. Ich für meinen Teil habe beschlossen niemanden alleine stehen zu lassen, wenn er Hilfe möchte. Du musst selbst anfangen die Veränderung zu sein, wenn du eine Veränderung möchtest. Ich denke, bis jetzt mache ich mich ganz gut. Man sollte einfach mehr auf seine Mitmenschen achten.

Ich werde in letzter Zeit häufig nach meinen Zielen gefragt. Was soll ich sagen? Mein Hund, mein Haus, mein Auto? Das sind alles sekundäre Ziele und eigentlich nicht der Rede wert, dann sie bedeuten nichts. Davon wird man nicht reich. Ich antworte meist, ich hätte gerade keine Ziele. Daraufhin attestiert mir mindestens die Hälfte der Gesprächspartner, ich solle mir doch erst einmal klar darüber werden, was ich eigentlich will. Nun, ich weiss ganz genau, was ich will. Aber ich knüpfe die Erfüllung meiner Ziele nicht an materielle Dinge. Ich möchte gesund sein, der Rest kommt von alleine. Mir hilft es nicht in einer Villa zu wohnen, aber in einer Woche zu sterben. Ich möchte glücklich sein, ich will jeden Morgen aufwachen und das Gefühl haben alles richtig gemacht zu haben. Und das habe ich im Moment. Ich lege wert darauf, dass die Erfüllung meiner Primärziele Bestand hat. Es gibt immer mal wieder Hochs und Tiefs. Aber die übersteht man halt, weil man gelernt hat damit zu leben.

Wichtig ist, dass jeder einen Weg findet mit seinen Tiefs fertig zu werden. Ich schreibe... Aber manchmal hilft es auch einfach mit einer guten Freundin oder einem gutem Freund zu reden. Du brauchst unsere Hilfe nicht, du schaffst das irgendwann alleine, sagt meine Mama. Recht hat sie, ich schaffe alles möglicherweise irgendwann alleine, es ist nur einfach so, dass alleine nicht mein favorisierter Weg ist...

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