Donnerstag, 6. Juli 2017

Curtains closed

Ich weiss nicht mehr, warum wir überhaupt gestritten haben. Ich weiss nur, dass ich dieses Mal alles gesagt habe, was ich schon lange hätte sagen müssen. Wir haben uns angeschrien, wir haben uns beleidigt. Wir haben das gemacht, was man nicht tun sollte, jede Kleinigkeit der letzten sechs Jahre, wo irgendwas schief gelaufen ist, wurde wieder neu aufgewühlt.

Warum? Keine Ahnung, vll, weil es einfach schon lange diskutiert werden musste, denn es geht ein einer Beziehung nicht nur um eine Person. Aber das tat es hier, das tat es irgendwie von Anfang an und ich war die, die dafür zurück gesteckt hat um seine Wünsche zu erfüllen. Immer und immer wieder. Hinterher ist man immer schlauer.

Ich weiss nicht mehr, was ich besonders schlimmes gesagt habe, aber auf einmal holte er aus und schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht. Ich schloss die Augen, bewegte mich nicht. In diesem Moment war mir klar, dass nichts mehr so werden würde, wie es einmal war. Dass sich nun das wahre Gesicht einer Person zeigte, die sowieso oft aggressiv und ungerecht war, wenn es um ihre Vorteile ging. Ich öffnete die Augen, schaute ihm ins Gesicht, schüttelte den Kopf und dann kamen die Tränen.

Wortlos verließ ich das Zimmer, schlug die Tür hinter mir zu, schloss mich im Schlafzimmer ein. Ich hab die ganze Nacht geweint. Nicht, weil es so weh tat, obwohl es wirklich schmerzhaft war. Tage später war der linke Teil meines Gesichts noch geschwollen, zum Teil blau angelaufen. Es war einfach die Enttäuschung, dass es mir passiert ist und dass ich mich nicht gewehrt habe. Dass ich es einfach habe mit mir machen lassen...

Heute weiss ich, dass die Entscheidung einfach den Raum zu verlassen wohl die Beste war. So bin ich nicht auf sein Niveau runter. Wir haben tagelang nicht miteinander geredet. Mir war klar, dass es vorbei war. Aber wie sollte ich es sagen? Was, wenn er noch mal so ausflippte?

Ich habe fast ein Jahr gebraucht mit ihm darüber zu sprechen. Wir saßen im Auto, fast wie jedes Wochenende, schauten auf eine Wiese. Hatten uns was zu essen geholt. Die Wochen davor waren die Hölle. Da war nichts mehr zwischen uns. Keine Umarmung, kein Kuscheln, kein vernünftiger Kuss - seit Wochen nichts. Wenn er versuchte mir näher zu kommen, habe ich ihn unbemerkt weggedrückt. Schon seit einiger Zeit. Irgendwann ist es mir aufgefallen. Ich hasste alles an ihm.

Wir schauten auf die Wiese. Auf einmal habe ich angefangen zu weinen. Wir müssen reden, hab ich noch raus bekommen. Was ist? fragte er. Ich zuckte mit den Schulter, bekam kein Wort raus. Hast du mich betrogen, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Hast du dich in jemand anderes verliebt? Ich schüttelte wieder den Kopf. Es kamen noch paar Fragen, die ich alle verneinte mit Kopfschütteln. Was ist los? fragte er. Ich kann nicht mehr, stammelte ich, ich kann nicht mehr so tun, als wäre alles okay, ich kann das nicht vergessen. Er schaute auf den Boden, wusste, was ich meinte. Das war einmal, sagte er, das passiert mir nicht noch einmal. Das war einmal zu viel, sagte ich.

Er versuchte die nächsten Monate noch irgendwas zu retten, aber ohne Erfolg. Ich habe still und leise meinen Auszug und mein neues Leben vorbereitet. Ne Menge Geld zurück gelegt, eine Wohnung gesucht. Meine Freundin versuchte mich noch zu überreden es nicht zu tun, es wäre doch nur einmal passiert. Es tat weh das von ihr zu hören, aber ich wusste, dass ich meine Entscheidung gefällt hatte. Keine meiner Freundinnen trauten ihm das zu. Alle waren überrascht, als ich mich traute darüber zu sprechen. Sie wussten nicht, wie er war, wenn wir alleine waren. Es gab kein zurück mehr. Und dann habe ich endlich einen Mietvertrag unterschrieben. Drei Tage später war ich raus aus der Hölle.

Curtains closed!

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