Freitag, 24. März 2017

Ich halte mich an mein Wort

Der kalte Wind rauscht an mir vorbei. Unten plätschert die Weser vor sich hin. Am Ufer sitzen ein paar Jugendliche und hören Musik. So komme ich mir nicht ganz so alleine vor. Ich hab das Gefühl, dass alle Fussgänger mich ziemlich bemitleidenwert angucken. Als wenn sie wüssten, dass ich gerade versetzt wurde und er nicht mehr erscheinen würde.

Ich ticker noch eine Nachricht in mein Handy. "Okay. Danke. Bin weg" Vielleicht hat er mich ja irgendwo gesehen und ich bin nicht sein Typ. Mag alles sein, kann man aber auch ehrlich sagen. Doch mit Ehrlichkeit haben es viele nicht so. Genauso wenig wie mit sich an sein Wort halten.
Das ist das dritte mal in drei Monaten, dass ich versetzt werde. Nun ja, diesmal ist es schlimmer, weil ich fertig aufgetackelt an der Weser stehe und friere. Bei den letzten Malen war ich zumindest noch Zuhause.

Ich finde das gerade nicht so geil. Ich stopfe mein Handy in die Tasche. Er hat die Nachrichten nicht einmal gelesen. Um 19:41 Uhr hat er noch geschrieben, er sei gleich in Bremen, um 20 Uhr wollten wir uns treffen. Treffpunkt war klar definiert und trotzdem wandere ich jetzt um die Bar, weil ich mir einrede, es könnte der Vor oder Hintereingang gemeint sein. Ich hab mich sogar gemeldet, weil ich keinen Parkplatz gefunden habe und 5 Minuten länger brauchte. Er hatte das sogar noch bestätigt. Ich denke, es kann jedem passieren, dass man einen Termin nicht halten kann, aber man sollte schon vernünftig bescheid sagen, damit das Gegenüber jetzt nicht an der Weser steht und friert oder eben um Bars schleicht..

Ich schleiche zurück zum Auto. Eine halbe Stunden warten hat gereicht. Ich mache mich sonst lächerlich. Eigentlich war der Typ mir vollkommen egal. Ich wollte nur wissen, was für eine Person sich dahinter verbirgt, die jedes Wochenende erneut ein Treffen mit mir anfragt und egal, wie oft ich nein sage, es immer wieder versucht. Jetzt werde ich das nie erfahren.

Während ich zwischen den ganzen Bars und Restaurants Richtung Parkhaus laufe, komme ich mir ziemlich verarscht vor. Ich versuche an einer Alternative zu arbeiten, doch die ist auch gerade nicht online, dabei antwortet er sonst immer. Ich soll wohl heute Abend alleine bleiben.

Als ich endlich im Auto sitze, vibriert mein Handy. "Ich brauche noch ein paar Minuten", es ist 20:49 Uhr. Wir wollten uns vor 49 Minuten treffen. "Hör zu, das ist mir zu blöd. Ich lass mich von dir nicht verarschen. Fahre jetzt nach Hause" Ich höre für den Rest des Abends nichts mehr von ihm. Vielleicht besser so.

Ironie des Schicksals: wir hatten damals die erste Unterhaltung als ich das erste Mal versetzt wurde und ich deswegen ganz schön sauer Zuhause saß. Was macht dich anders im Gegensatz zu den anderen Männern hatte ich da gefragt. Ich halte mich an mein Wort, war seine Antwort. Da sieht man, was das Wort einiger Menschen wert ist...

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