Donnerstag, 6. April 2017

El problema con el amor es ... el sexto acto

Du magst ihn, sagt meine Mama. Ich zucke mit den Schultern. Du magst ihn, wiederholt sie. Ich nicke, ja ich mag ihn. Das ist gerade ganz schön schwierig, denke ich. Und wie geht das jetzt weiter? Was ist mit euch? Ich zucke wieder mit den Schultern. Kann ich nicht sagen. Wir haben uns zweimal gesehen, was ist das für ne Frage! Warum habt ihr euch denn überhaupt getroffen, bohrt sie weiter. Mama, ich weiss es nicht, fahre ich sie etwas genervt an, keine Ahnung, am Anfang war es Neugier... Ich hätte nie gedacht, dass wir uns noch ein weiteres Mal sehen. Ja, und jetzt ist es gerade scheisse, weil er nächste Woche weg ist...Ich würde das alles fragen, sagt sie. Ja, du würdest, denke ich, du würdest so viel - mit dem Mund! Reden kann man viel. Dann fährst du halt dahin, sagt sie. Geht nicht, Mama, versteh das endlich! Das geht nicht, ich kann da nicht einfach hinfahren.

Ich bin wieder auf dem Weg nach Bremerhaven. Wir sehen uns heute vermutlich das letzte Mal. Und ich muss ehrlich sagen, ich bin schon jetzt nicht sicher, ob ich das hier wirklich machen soll. Dir wird es noch schwerer fallen, wenn er weg ist, denke ich und muss mich wieder an die Unterhaltung mit meiner Mama erinnern. Ja, aber ich mag ihn und genau deswegen tue ich diese seltsamen Dinge jetzt gerade.

Wir treffen uns bei ihm Zuhause, er kommt gerade von der Arbeit nach Hause. Eigentlich wollte er duschen. Ich hab das Gefühl, dass er heute ein wenig aufdringlicher ist als letztes Wochenende, weil er mir nicht von der Seite rückt und ich hasse es, wenn mein Kopf sich meldet und genau das tut er jetzt wieder! Du siehst ihn nicht wieder, pochert es in meinem Schädel, mach dich nicht noch zusätzlich unglücklich. Ich höre nicht drauf, was möglicherweise auch daran liegen kann, dass mich seine Augen gerade so faszinieren. Was wissen wir schon voneinander, denke ich während er die nächsten Annäherungsversuche startet, wir wissen eigentlich nichts. Ich kenne deinen Vornamen, ich weiss, dass du anscheinend Sterne toll findest und wir beide zufällig auf den gleichen Fussballverein stehen. Ich finde es unheimlich toll, was du alles in deinem hübschen Köpfchen hast. Aber das reicht nicht, denke ich mir. Das ist im Grunde nichts - vielleicht hätten wir die langweilige Kennlernphase doch nicht einfach überspringen sollen. Das rächt sich nämlich genau jetzt. Wolltest du nicht duschen gehen, sage ich irgendwann. Kommst du mit, fragt er. Nee. Diesmal habe ich aber meine Gründe... Trotzdem fange ich wieder an meinen Schutz um mich aufzubauen. Es war vielleicht ein Fehler hierher zu kommen, denke ich, und du wirst das ganz sicher bereuen...

 Was machen wir heute, frage ich bevor er den Raum verlässt. Wir hören uns einen Vortrag über Sterne an. Das war jetzt nicht unbedingt das, was ich unbedingt wollte. Aber: Ich hab mir nicht umsonst Gedanken gemacht, was wir heute machen, denke ich. Was hälst du davon, wenn wir uns die Sterne live angucken? Die Idee scheint ihm zu gefallen. Ihm fallen auch schon wieder Plätze ein, wo man das machen könnte... Treffer, denke ich. Er verschwindet in die Dusche. 

Während er duschen ist, stehe ich vorm Fenster und schaue mir den Sonnenuntergang an. Wirklich schöner Blick von hier aus. Dazu fallen mir auch ein paar nette Zeilen ein, die ich ins Handy tippe. Netter Text, danke ich, wirklich nett. Dann ist er auch schon fertig und turnt wieder durchs Zimmer. Wenn es noch etwas gibt, was ich so anziehend finde wie schöne Augen, dann, wenn ein Mann gut riecht und das tut er gerade absolut. Draussen wird es dunkel. Wir machen uns langsam auf den Weg, keine Ahnung wohin.

Wir halten bei irgendwelchen Deichen, auf die wir raufklettern, damit wir bessere Sicht haben. Er greift nach meiner Tasche, wollte mir die eigentlich nur abnehmen, warum muss ich gleich wieder rumzicken? Hör endlich auf damit, denke ich. Immer dieser beschissene Selbstschutz. Lass das mal sein... Er war nur nett zu dir. Wir laufen ein Stück den Deich entlang. Er greift nach meiner Hand. Du hast echt die besten Ideen, Schatzi, sagt er. Scha... was? denke ich, sag das bitte noch mal. Und das tut er. Mehrmals. Ich merke gerade wie meine ganzen Schutzmauern anfangen zu bröckeln. Wir bleiben irgendwann stehen. Es ist egal, in welche Richtung man sich dreht, überall Sterne, es ist wirklich eine großartige Aussicht! Er erzählt mir diverse Namen der einzelnen Sterne, zeigt mir einige Besondere. Ich hab gerade nur Augen für ihn und diese Wahnsinnsaussicht. Walls broken!

Es ist irre kalt, also bleiben wir nicht lange und fahren wieder zu ihm. Es gibt wieder Pizza, Kerzen und ne Menge Spass, diesmal nur für ihn. Immer wieder kuscheln wir uns aneinander. Ich hab das Gefühl, dass keiner weiß, was er sagen soll, aber eigentlich möchte man über das eine Thema reden. Die ganze Zeit scheint schon irgendwie so eine bedrückende Stimmung zu sein Ich hab Angst mich in dich zu verlieben, sagt er irgendwann. Ich bin etwas überrascht: Das ist doch etwas schönes, antworte ich. Gerade schwierig, sagte er. Wir schweigen weiter. Ich hab das Gefühl, dass sehr viel unausgesprochen bleibt. Ich versuche es immer wieder, finde aber nicht die richtigen Worte. Ich beschließe über Nacht dort zu bleiben, weil ich gerade zu müde bin um nach Hause zu fahren. Er bastelt sich aus einer Matraze ein Bett auf dem Boden. Ich darf in seinem Bett schlafen. Ich kann ewig nicht einschlafen, wälze mich von rechts nach links, drehe die Heizung hoch und wieder runter. Ich weiss nicht, was gerade mit mir los ist, aber ich glaube so fühlt meine Mama sich bei ihren Wechseljahren. Ich wache mehrmals die Nacht auf und weiss nicht wohin mit mir. Schaue zu ihm rüber. Irgendwann sehe ich, dass er auch wach ist und meinen Text über die Sterne und den Sonnenuntergnag liest. Jetzt weisst du es, denke ich mir.

Gegen 04:00 Uhr krabbelt er zu mir ins Bett. Mir geht es gleich etwas besser. Kuscheln ist so toll im Moment. Ich hasse gerade jede Sekunde, die mir davon rennt. In einer Stunde ist das hier vorbei, denke ich. In einer Stunde läuft dein Leben ganz normal weiter, nur du bist nicht bereit dafür. Und noch nie ist eine Stunde so schnell vorbei gewesen. Als der Wecker klingelt, hat unser kuscheln bereits den fortgeschrittenen Status erreicht. Er drückt ihn aus. Mach bitte weiter, flüstert er. Das tue ich - bis zum Ende. Ich genieße seine letzten Stöße und schließe die Augen, ziehe ihn noch weiter an mich ran. Ahora se acabó.

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