Sonntag, 30. April 2017

Vielleicht kann man nicht immer gewinnen... / Confessions

Ich sitze vorm PC und starre Löcher in den Bildschirm. Du hast verloren, denke ich. Du hast in jeglicher Hinsicht und in jedem Punkt verloren. Und auch, wenn du versuchst jetzt noch irgendwie deinen Stolz zu bewahren, hast du verloren! Sieh es ein...
So ist es also, wenn man mit seinen eigenen Waffen geschlagen wird, wenn es jemanden gibt, der alles das, was du immer schön ausspielst, besser kann und du ihn dafür in jeglicher Hinsicht bewunderst. Fühlt sich gerade ganz schön scheisse an. Das zieht einen ganz schön runter, dass alles das, womit du sonst beeindrucken konntest jetzt von einer anderen Person viel besser beherrscht wird und du eigentlich nur als Zuschauer daneben stehst, wenn sie dir einen nach dem anderen einschenkt und du dich nicht wehren kannst. Es gibt kein Ass im Ärmel - Du kannst eigentlich nur daneben stehen und den Kopf hoch halten, wenn er dir vorführt, wie dumm du bist. All my pride is all I have... Trag es mit Fassung! Jetzt sitze ich da und weiss nicht, was ich machen soll. Jetzt fragt meine Mum jede Woche, was daraus wird. Ich weiss es doch nicht. Es wird vermutlich gar nichts ausser ziemlich weh tun am Ende. Das ist wie, wenn ein Familienmitgleid im Sterben liegt. Man wartet am Ende nur auf den Anruf, der Erlösung bedeutet. Ich weiss, dass ich an einem Punkt bin, wo ich nicht mehr entscheide, wie das Spiel läuft, weil ich die verdammten Gefühle nicht mehr abstellen kann. Er entscheidet jetzt wie und was gespielt wird und er spielt mich gerade ziemlich aus! Schachmatt sollte bald erreicht sein. Ich hätte gerade gerne gemeinsam gegen den Rest der Welt... Aber ich entscheide nicht...
Du hast dich mit jemanden angelegt, der weiss, wie er dich fertig machen kann und es auch tut. Jedes mal, wenn du ihn siehst, sorgt er dafür, dass du dich schlecht fühlst für Dinge, die du bis jetzt eigentlich positiv gesehen hast, auf die du stolz warst, denke ich mir. Alles, was du bis jetzt erreicht hast, ist nichts wert, gemessen an dem, was andere Leute erreicht, gemacht oder gesehen haben. Du hast zugelassen, dass jemand dich in den letzten 7 Jahren zu einem Niemand gemacht hat, du hättest auch all die tollen Dinge tun können, die andere erlebt haben. Du hast das nicht gewollt, weil du einen falschen Weg gegangen bist und immer geglaubt hast, es wäre das Richtige für dich. So kann man irren. Am Ende bist du nicht mal mehr vor die Tür gegangen, weil du mit dieser Person nicht gesehen werden wolltest, weil es dir peinlich war. Jetzt bist du wieder alleine und traust dich nicht mehr irgendwas alleine zu tun, weil du das alleine sein nicht gewohnt bist. Dir fehlt der Halt.
Und nun stehst du da... Was sind deine Ziele, fragt er. Dein Kopf ist leer. Da ist nichts mehr. Ich hab keine Ziele, stottere ich. Das habe ich wirklich nicht mehr. Alles das, was ich wollte, ist wie eine Seifenblase geplatzt. Er fängt an alles, was ich mir jemals gewünscht habe aufzuzählen: Hochzeit, Kinder, Haus, Familie. Das tut jetzt ganz schön weh. Fang jetzt nicht an zu weinen, denke ich. Jetzt macht er sich auch noch über dich lustig. Vielen Dank, denke ich. Ich muss ganz schön mit den Tränen kämpfen. Zum Glück ist es dunkel und er merkt nichts. Das einzige, was ich gerade will, ist jemand anderes sein. Jemand, bei dem es einfach besser gelaufen ist und der nicht auf solche beschissenen Jahre zurück guckt, die einfach nur verschwendet worden sind. Du hättest die Welt sehen können, du hättest deine eigenen Erfahrungen machen können, du hättest ach so vieles tun können, doch du hast dich in einen goldenen Käfig sperren lassen damit andere Leute dich angucken und sich mit deinen Federn schmücken. Du hast eigentlich alles falsch gemacht, stelle ich fest. Du bist immer nett und hilfsbereit gewesen zu den falschen Leuten. Du bist verarscht worden. Man hat dich wie Dreck behandelt und du bist da geblieben und hast es über dich ergehen lassen und gehofft, es kommen auch wieder bessere Zeiten. Und nun lässt du dich gerade von jedem Mann verarschen, weil du verzweifelt jemanden suchst, der dich in den Arm nimmt und dir sagt, dass ab jetzt alles besser wird. Doch das tut keiner. Jeder ist bei dir nur auf seinen eigenen Vorteil aus. Aber du lässt es dir gefallen, weil es gerade besser ist als alleine zu sein. Warum? Vielleicht Angst? Ja, ganz sicher Angst! Die beschissene Angst vor dem alleine sein und niemanden zu haben! Und wie endet es? Genauso, wie das, wovor du Angst hast und jetzt kannst du nicht mal mehr davonlaufen.
Als er schläft, denke ich immer noch über die Ziele nach und versuche möglichst leise zu sein, als mir doch die Tränen runter laufen. Du hast keine Ziele, denke ich. Du lebst gerade von einen Tag auf den anderen. Du entscheidest alles spontan. Dabei warst du nie spontan, du bist so ziemlich der geplanteste Mensch, den ich kenne. Warum machst du das jetzt auf einmal? Es ist nicht einfach ohne Plan wohin man will einen Plan zu machen. Ich lebe in den Tag hinein, trödel die ganze Zeit sinnlos vor mich hin, weil ich nicht weiss, was ich mit meiner Zeit anfangen soll. Ich hab eigentlich immer Zeit, wenn jemand fragt. Ich bin froh, wenn ich abends wieder im Bettchen liege. Hier fühle ich mich sicher, hier nervt mich keiner, es gibt keine Kritik, da habe ich Ruhe vor den ganzen dummen Menschen, die täglich meinen alles besser zu wissen als ich.
Vielleicht bin aber auch ich die Dumme... Ich hab angefangen mein Leben zu überdenken in den letzten Wochen, ich glaub, ich muss einiges ändern und viel wichtiger, ich habe angefangen es zu ändern. Es wird Zeit, dass ich wieder raus vor die Tür komme, dass ich wieder so werde, wie ich einmal war. Neugierig mit dem Kopf voller Träume. Meine beste Freundin hatte Recht und bald ist auch sie nicht mehr jeden Tag da um mich mal ein bisschen aus der Reserve zu holen. Dann muss ich das alleine können. Bis dahin muss Plan B stehen. Ich kann so vieles, aber ich hab noch lange nicht das volle Potenzial ausgereizt. Ich sollte mal anfangen zu testen, wie viel so möglich ist. Fangen wir aber langsam an...
Ich glaube, ich habe verstanden, was viele Menschen nicht verstehen: Wenn du jemanden magst, darfst du nicht versuchen ihn zu ändern. Das Einzige, was du tun kannst, ist dich selber zu ändern. Vielleicht liegt aber auch genau  hier der Grund, warum es nicht funktionieren wird auch, wenn ich es mir so sehr wünsche. Du willst und kannst alles. Ich hingegen kann so ziemlich nichts und wer lässt sich schon gerne den ganzen Tag auslachen oder vorführen? Wenn es nichts gibt, was beeindrucken kann, was bleibt dann noch? Und so lasse ich das alles einfach über mich ergehen und versuch das irgendwie zu verarbeiten. Die einzige Stärke, die mir gerade einfällt, ist zuzugeben, dass ich im Unrecht war und darüber muss ich gerade wirklich lachen.

Und von daher verneige ich mich vor dir und verzichte auf mein letztes bisschen Stolz. Du gewinnst nicht, weil du intelliger bist, weil du besser Spanisch sprichst, weil du mehr von der Welt gesehen hast oder ich von jeglicher sportlichen Leistung, die du erbringst, weit entfernt bin. Du gewinnst nicht, weil du mehr probiert hast, weil du hübscher bist oder weil dein Leben durchweg interessanter ist als meins. Du gewinnst ebenfalls nicht, weil du mehr Freiheiten hast, interessantere Menschen kennen gelernt hast, ich dir alle deine Geschichten glaube, die du mir erzählst oder was auch immer du noch alles besser kannst als ich. Das mag zwar alles so sein, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich dir den Sieg zuspreche. Du hast mich mit meinen eigenen Waffen geschlagen und vorgeführt. Aber auch das reicht nicht für den Sieg.
 
Ich überlass dir den Sieg, weil du mich dazu gebracht hast für die paar schönen Momente alles andere stehen und liegen zu lassen und die Welt mit anderen Augen zu sehen. Thanks for showing me the stars :) Ich überlass dir den Sieg dafür, dass du mich dazu bringst über vermeintlich nicht änderbare Dinge nachzudenken und sie in Frage zu stellen. Mein Ziel ist irgendwann glücklich zu sein. Wie das Glück aussieht entscheidet die Zukunft und ein bisschen ich, was ich daraus mache...
Vielleicht kann man nicht immer gewinnen...
Vielleicht muss man auch nicht immer gewinnen...
... aber wie man verliert, kann jeder selber bestimmen!

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